Wussten Sie, dass ...?
Fun Facts zum ISS-Betrieb

Wenn die wohl teuerste Putzkolonne der Welt im wohl teuersten menschlichen Bauwerk historisch teuren Kaffee trinkt - dann geht es um Raumfahrer auf der ISS. Die verursachen nicht nur Kosten, sondern auch Extra-Sternschnuppen - Unterhosen-Sternschnuppen.
Publiziert: 29.09.2021 um 07:53 Uhr
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Aktualisiert: 29.09.2021 um 14:59 Uhr
Ein ISS-Astronaut im Ausseneinsatz. Sein Alltag ist gelinde gesagt kurios: Kaffee ist entweder aus Pipi oder kostet 100'000 Dollar, Guetzli darf er zwar backen, aber nicht essen, weil sie für die Forschung bestimmt sind und seine volle Windel endet als Sternschnuppe (Symbolbild Nasa)
Foto: NASA

450 Tonnen wiegt der Koloss ISS, der in etwa 400 Kilometern Flughöhe um die Erde kreist. Der Aufenthalt auf der Raumstation mag für die Astronauten spektakulär sein, gemütlich ist er nicht: Beim Guetzlibacken muss man ewig warten, Unterwäsche ist Mangelware und es müffelt mächtig. Eine Auswahl besonderer Fakten.

...die ISS das wohl teuerste bisher von Menschenhand geschaffene Objekt ist? Weit über 100 Milliarden oder gar 150 Milliarden Dollar sind nach Schätzungen in das Projekt ISS geflossen. Die Betriebskosten werden auf bis zu sechs Milliarden Dollar pro Jahr geschätzt.

....auf der ISS nicht wegen ihrer Flughöhe Schwerelosigkeit herrscht? Die Anziehungskraft der Erde ist in 400 Kilometern Höhe noch fast genauso gross wie auf der Erde. Der Grund für die Schwerelosigkeit an Bord ist, dass die ISS samt Astronauten eigentlich nicht fliegt, sondern andauernd fällt, in einem grossen Kreis um die Erde herum.

...es auf der ISS nicht gut riecht und alles andere als still ist? Luftaustausch findet in der Schwerelosigkeit nur statt, wenn man ihn durch Ventilatoren herstellt - entsprechend viele gibt es in dem riesigen Gebilde. Hinzu kommen Pumpen, Kompressoren, Bordelektronik, Hardware. Damit ist es etwa so laut wie an einer stark befahrenen Strasse. Zum Geruch der ISS schrieb der frühere US-Astronaut Scott Kelly, der fast ein Jahr auf der ISS zubrachte, in seinem Buch «Endurance», dass es vor allem nach den Ausgasungen der Geräte rieche. Hinzu komme Körpergeruch und der des Abfalls, der zwar möglichst hermetisch isoliert, aber nur alle paar Monate entsorgt werde. Der Weltraum wiederum riecht demnach nach verbranntem Metall - wie Wunderkerzen oder als ob geschweisst werde.

...Dinge wie Löffel auf der ISS gern mal für Wochen oder gar für immer unauffindbar sind? In der Schwerelosigkeit geht nach Erzählungen von Astronauten sehr schnell mal etwas verloren, das nur kurz «abgestellt» wurde. «Die Raumstation ist ja so voll mit Ausrüstung, das versteckt sich da irgendwo und zwei Tage später findet man's», erzählte der deutsche Astronaut Alexander Gerst. «Bringt einen dann auch nicht mehr weiter, wenn es der Kaffee war.»

...die Zeit auf der ISS langsamer vergeht? Fachleute nennen den auf Einsteins Relativitätstheorie zurückgehenden Effekt Zwillingsparadoxon. Bei der ISS gibt es ein reales Beispiel: Der US-Astronaut Scott Kelly verbrachte fast ein ganzes Jahr auf der ISS, sein Zwillingsbruder blieb am Boden. Dass der Altersunterschied zwischen Scott und seinem Bruder sich theoretisch um ein paar Sekundenbruchteile verändert hat, merkt man freilich nicht.

... gefährliche Lecks in der ISS-Aussenhülle schon mal mit schwebenden Teebeutel gesucht werden? Im vergangenen Jahr registrierten Astronauten eine undichte Stelle an einem Übergang zum Modul «Swesda». Um das Leck aufzuspüren, liessen sie einen Teebeutel los, der in der Schwerelosigkeit zu der undichten Stelle schwebte.

...Astronauten vorm Start zur ISS gerne mal an einen Bus pinkeln, so sie von Kasachstan aus starten? Das gehört zu den Riten und Bräuche der russischen Raumfahrt und geht auf den Raumfahrtpionier Juri Gagarin zurück.

...die Menschen auf der ISS 16 Sonnenaufgänge (und Untergänge) pro Tag erleben können? Die ISS umrundet die Erde in jeweils 90 Minuten - also 16 mal täglich.

...ISS-Raumfahrer ständig eine Schnupfnase haben? Auf der Erde fliesst die Flüssigkeit der Nasenschleimhäute meist unbemerkt und automatisch in den Rachen - nicht so in der Schwerelosigkeit. Zudem ist das ganze Gesicht aufgedunsen - die Beine hingegen sind dünner.

...das Pipi von gestern auf der ISS zum Kaffee von heute wird? Weil es viel zu teuer wäre, regelmässig Wasser zur Raumstation zu schicken, müssen Astronauten und Kosmonauten aufbereitetes Wasser trinken - aus recyceltem Urin und Schweiss der Besatzung. Angeblich soll das Trinkwasser genauso schmecken wie auf der Erde.

...verglühende Schlüpfer und volle Erwachsenenwindeln als Sternschnuppe am Nachthimmel zu sehen sein können? Sämtliche gebrauchte Wäsche wird zusammen mit anderem Müll sowie vakuumgetrockneten Fäkalien regelmässig in Kapseln verfrachtet, die zum Absturz gebracht werden und dabei verglühen. Nicht jede Sternschnuppe ist romantisch.

...die wohl teuerste Kaffee-Portion der Welt auf der ISS serviert wurde? ISSpresso heisst das Gerät, das die italienische Astronautin Samantha Cristoforetti testete. Die Maschine hat mehr als eine Million Dollar verschlungen. An Bord waren aber nur zehn Packungen mit Kapseln.

...auf der ISS schon Guetzli gebacken wurden? Erst nach mehr als zwei Stunden waren sie durchgebacken. Und das Warten lohnte sich nicht einmal für die Astronauten: An den fünf Keksen wurde auf der Erde weiter geforscht.

...Astronauten die wohl bestbezahlten Putzfrauen der Welt sind? Die Arbeitsstunde eines ISS-Astronauten kostet laut Raumfahrtagentur Esa rund 30'000 Euro - und es wird sehr viel geputzt auf der ISS mit ihren rund 1200 Kubikmetern Rauminhalt.

(SDA)

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