Die Vergabe der Fussball-WM 2006 nach Deutschland soll gekauft gewesen sein. Das Bewerbungskomitee habe eine schwarze Kasse eingerichtet, die der damalige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfuss mit 10,3 Millionen Franken ausgestattet habe, berichtet «Spiegel.de».
Auch Franz Beckenbauer als Bewerbungskomitee-Chef und Wolfgang Niersbach, heute Präsident des Deutschen Fussball-Bundes (DFB), waren demnach über die Zahlungen informiert.
Jetzt will die Fifa die Vergabe der WM nach Deutschland selbst untersuchen. Bei den Vorwürfen handle es sich um «sehr schwere Beschuldigungen», teilt die Fifa heute mit.
Mit dem Geld, das Louis-Dreyfus dem Komitee privat geliehen hatte, seien offenbar die vier Stimmen der asiatischen Vertreter des Fifa-Exekutivkomitees gesichert worden. Die vier Asiaten hatten 2000 gemeinsam mit den Europäern für Deutschland gestimmt. Im letzten Wahlgang stimmte der Neuseeländer Charles Dempsey überraschend nicht ab, worauf Deutschland mit 12:11 Stimmen die WM zugesprochen wurde.
Louis-Dreyfus' Geld sei weder im Haushalt des Bewerbungskomitees noch später, nach dem Zuschlag für Deutschland, im Haushalt des Organisationskomitees aufgetaucht, so «Spiegel.de».
2005 habe der Adidas-Boss die Summe zurückgefordert. Das OK um Beckenbauer und Niersbach habe die 6,7 Mio. Euro mit Hilfe der Fifa über ein Genfer Konto, das offiziell für eine später gestrichene Fifa-Eröffnungsgala in Berlin geschaffen worden war, auf Louis-Dreyfus' Zürcher Konto geschleust.
In einer Mitteilung widerspricht der DFB über seinen Anwalt «mit aller gebotenen Nachhaltigkeit» den bei «Spiegel.de» aufgestellten Behauptungen, es habe im Zusammenhang mit der Bewerbung für die Fussballweltmeisterschaft 2006 beim DFB eine «schwarze Kasse» gegeben. Auch die Behauptung, dass die in dieser schwarzen Kasse angeblich vorhandenen Gelder dazu benutzt worden seien, um Stimmen von Fifa Executive-Mitgliedern zu kaufen, stellt der DFB in Abrede.
«Der Spiegel bleibt für den Kauf von Stimmen im Ergebnis auch den Beweis schuldig», heisst es weiter. «Da ein Kauf von Stimmen insofern tatsächlich nicht stattgefunden hat, entbehrt die ebenso aufgestellte Behauptung, der Präsident des DFB, Wolfgang Niersbach, sei hierbei involviert gewesen, jeglicher Grundlage.»
Erhärtet sich die «Spiegel»-Geschichte trotz der Beteuerungen des DFB, schlittert der deutsche Fussball in seine schwerste Krise seit Jahrzehnten. Mit der «Lichtgestalt» Beckenbauer und Verbandspräsident Niersbach, dem immer mal wieder Ambitionen auf den freiwerdenden Fifa-Präsidenten-Job nachgesagt werden, dürften zwei der prominentesten Figuren der Branche ganz tief fallen. (eg/noo)