Würge-Polizist wird nicht angeklagt
Demonstranten legen New York lahm

Ein weisser Polizist würgt einen Schwarzen bei der Festnahme. Wenig später ist er tot. Doch die Grand Jury will den Polizist nicht anklagen. Die Folge: Proteste in der ganzen Stadt.
Publiziert: 04.12.2014 um 00:17 Uhr
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Aktualisiert: 15.10.2018 um 07:47 Uhr
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An mehreren Orten in New York blockierten Protestierende die Strassen und brachten den Verkehr zum Erliegen.
Foto: AP

Der 43-jährige Eric Garner war Mitte Juli im New Yorker Stadtteil Staten Island von mehreren weissen Polizisten niedergerungen worden, die ihn des illegalen Zigarettenverkaufs verdächtigten.

Ein von Passanten aufgenommenes Handyvideo zeigt, wie der Polizist Daniel Pantaleo den unbewaffneten Garner mit einem Würgegriff zu Boden reisst. «Ich kann nicht atmen», rief der Mann, als ihn die Polizisten auf den Bürgersteig drückten. Dann verliert er das Bewusstsein. Im Spital wurde der sechsfache Vater für tot erklärt. Die Gerichtsmedizin stufte den Fall im Sommer wegen des Würgegriffs als Tötungsdelikt ein.

Am Mittwoch nun der Entscheid der Grand Jury: Der Polizist Daniel Pantaleo muss sich nicht vor Gericht verantworten. Der Fall erinnert frappierend an die Vorfälle in Ferguson, wo ein ähnlicher Entscheid gewaltsame Proteste und Ausschreitungen auslöste. Ausserdem gab es landesweit Demonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt.

Untersuchung auf Bundesebene angekündigt

New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio rief die Bevölkerung auf, keine «Gewalt und Chaos» zu verursachen. Garners Tod sei eine «schreckliche Tragödie» gewesen. Er eilte nach Staten Island, um sich dort an die Bürger zu wenden.

In einer kurzen Ansprach äusserte sich US-Justizminister Eric Holder zum Fall. Demnach gibt es eine Untersuchung des Falls auf Bundesebene. Fest steht, dass die New Yorker Polizei den Würgegriff eigentlich verbietet.

Proteste in Manhattan: Verkehr lahmgelegt

Nach der Verkündung des Grand-Jury-Entscheids manifestierten sich sofort erste Proteste. In Manhatten veranstalteten Demonstranten ein «Die In» im Grand Central Terminal während in Staten Island aufgebrachte Bürger einen Protest-Marsch begingen.

In der Nähe des Rockefeller Centers versammelten sich zahlreiche Bürger und protestierten gegen den Entscheid. Dabei kam es zu einigen Festnahmen, wie «The Guardian» berichtet. Anscheinend wollten die Demonstranten die Entzündung des Weihnachtsbaums beim Rockefeller Center stören, was jedoch nicht gelang.

Im Laufe des Abends blockierten verschiedene Protest-Gruppen den Verkehr auf Manhattan. Anders als in Ferguson blieb es allerdings friedlich, auch sei kein Vandalismus beobachtet worden. Wie der Polizeichef gemäss «CNN» mitteilte, seien bis kurz vor Mitternacht (5 Uhr Schweizer Zeit) etwa 30 Personen festgenommen worden.

Wie bereits bei den Protesten letzte Woche versuchten die Demonstrierenden den Lincoln-Tunnel zu blockieren. Nach kurzzeitiger Sperrung konnte der Tunnel aber geräumt werden. (SDA/ent)

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