Wollte sie ein Selfie machen?
Italienerin (42) stürzt bei Wasserfall in den Tod

Der spektakuläre Wasserfall von Acquafraggia im italienischen Bergell ist ein beliebtes Ausflugsziel und Fotomotiv. Am Sonntagmittag wird die Kaskade vermutlich gerade deshalb zur tödlichen Falle.
Publiziert: 14.06.2021 um 15:38 Uhr
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Aktualisiert: 14.06.2021 um 20:23 Uhr
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Dramatische Rettung durch die Bergwacht von Sondrio. Rettungskräfte seilen sich am Wasserfall von Acquafraggia ab, auf der italienischen Seite des Bergells.
Foto: zVg
Myrte Müller

Alles passte. Das Wetter. Die Landschaft. Die Laune. Ganz wie auf dem Instagram-Profil von Belen Rodriguez. Dort hatte das argentinische Model unlängst ein Selfie von sich gepostet, aufgenommen vor dem tosenden Wasserfall von Acquafraggia in Piuro (I).

Auch Patriza P.* (†42) wollte vermutlich so eo schönes Foto. machen. Die Süditalienerin reist ins italienische Bergell an die Schweizer Grenze. Es ist kurz nach 12 Uhr mittags. Patrizia P. reicht der Blick auf den gut besuchten Badeplatz am Fuss des Berges womöglich nicht. Sie will ein noch spektakuläreres Motiv und steigt mit ihrem Verlobten den Panorama-Wanderweg hoch. Am Rand des Wasserfalles verlässt das Paar den gesicherten Pfad.

Das Paar stürzt 50 Meter in die Tiefe

Von unten sehen Ausflügler mit Entsetzen, was passiert: Die Frau rutscht ab. Antonino C.* (36) versucht, nach ihrem Arm zu greifen, und springt hinter seiner Freundin her. Über 50 Meter fällt das Paar in die Tiefe und stürzt ins erste der Wasserbecken. Die Italienerin schlägt dabei mehrfach gegen die aus dem Wasserfall herausragenden Felsen.

Sofort alarmieren die Augenzeugen die Bergwacht von Sondrio. Minuten später trifft der Trupp ein. Auch ein Helikopter ist dabei. Die Rettungskräfte seilen sich auf die Höhe des Beckens ab. Sie ziehen die Frau aus dem Wasser. Doch ihre Hilfe kommt zu spät. Patrizia P. ist tot. Die 42-Jährige hatte sich die Wirbelsäule gebrochen. Der Verlobte (36) wird mit schweren Verletzungen ins 45 Kilometer entfernte Spital nach Gravedona (I) geflogen. Sein Zustand ist ernst, aber nicht lebensbedrohlich.

Die Frau missachtete Verbotsschilder und kletterte über Geländer

Der Gemeindepräsident von Piuro schüttelt den Kopf. «Nach ersten Erkenntnissen ist die Frau über das eiserne Geländer gestiegen», sagt Omar Iacomella gegenüber Sondrio Today. Überall würden Schilder stehen; es sei streng verboten, den Pfad zu verlassen. Die Warnungen aber habe das Paar nicht beachtet. «Die Frau hat ihre Schuhe ausgezogen und ist barfuss auf den oberen Teil des Wasserfalls gelaufen», so der Gemeindepräsident weiter.

Was geschehen sei, tue ihm leid, sagt Gemeindepräsident Iacomella. «Es sollte uns zu Denken geben. Achten wir immer darauf, mit festem Schuhwerk in die Berge zu gehen? Manchmal nicht. Das ist gefährlich. Die Berge sind kein Freizeitpark. Man muss ihnen mit Respekt begegnen. Sonst passieren Tragödien wie diese.»

*Namen bekannt


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