Die Opferzahl steigt immer weiter: Im Himalaya sind bei einem gewaltigen Erdbeben Tausende Menschen ums Leben gekommen. Bei dem Beben kamen in Nepal mehr als 1450 Menschen ums Leben, wie Informationsminister Minendra Rijal sagte. Die endgültige Zahl der Toten könne noch viel höher liegen, womöglich sogar dreimal so hoch.
Allein in der Hauptstadt Kathmandu kamen bei dem Beben Hunderte Menschen ums Leben, wie die Polizei heute mitteilte.
Ein Polizeisprecher sagte, aus allen Regionen Nepals mit Ausnahme des äussersten Westens seien Opfer gemeldet worden. Die Sicherheitskräfte seien mobilisiert worden, um bei den Rettungsarbeiten zu helfen und die Bedürftigen zu unterstützen. Über die betroffenen Gebiete wurde der Notstand ausgerufen.
Die Kommunikation mit den entlegeneren Regionen des gebirgigen Landes war so schwierig, dass Informationen über die Lage nach dem Erdbeben erst allmählich in Kathmandu eintrafen.
Erdstösse dauerten bis zu zwei Minuten
Das Beben der Stärke 7,8 hatte den Himalaya-Staat und Teile Indiens zur Mittagszeit erschüttert. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS lag das Epizentrum des Bebens rund 80 Kilometer nordwestlich von Kathmandu. Die Erdstösse dauerten zwischen einer halben Minute und zwei Minuten.
Wie Augenzeugen berichteten, stürzten Bewohner der Hauptstadt nach Beginn des Bebens ins Freie, während mehrere Häuser einbrachen. Auch der Dharhara-Turm aus dem 19. Jahrhundert im Zentrum der Altstadt stürzte ein, weitere historische Gebäude wurden schwer beschädigt.
Der internationale Flughafen von Kathmandu wurde wegen Schäden vorübergehend geschlossen. Die Rettungsarbeiten in der Hauptstadt wurden durch den Zusammenbruch der Kommunikationsleitungen behindert. Bewohner bildeten Menschenketten, um für die Hilfsfahrzeuge die Trümmer von den Strassen zu räumen.
Eine indische Touristin berichtete, wie sie dabei geholfen habe, Verletzte zu den Krankenwagen zu bringen und die Toten für den Abtransport zu bergen. «Wir sind gezwungen, die Leichen übereinanderzustapeln, damit sie hineinpassen», sagte sie.
Lawinen verschütten Bergsteiger am Everest
Das Beben löste am Mount Everest Lawinen aus. Eine davon begrub Teile des Basislagers unter sich, wo zum Start der Klettersaison etwa 1000 Bergsteiger versammelt sind. Ein Vertreter der Tourismusbehörde sprach von mindestens zehn Toten, unter ihnen ausländische Bergsteiger. Noch gebe es keine Einzelheiten, sagte Gyanendra Kumar Shrestha.
Ein Sprecher des Fremdenverkehrsbüros in Kathmandu erklärte, am Basislager seien Krankenlager eingerichtet worden. Bergsteiger berichteten über Twitter, sie seien während des Bebens aus ihren Zelten gestürmt und um ihr Leben gerannt. Kollegen seien eingeschlossen worden. «Bitte betet für alle», schrieb einer.
In der gebirgigen Region gibt es immer wieder schwere Erdbeben. Im Jahr 2011 kamen bei einem Beben der Stärke 6,9 im Nordwesten Indiens und in Nepal 110 Menschen ums Leben.
Panik in Bangladesch
Auch heute waren die Erdstösse in Nordindien und Bangladesch zu spüren, so in der Hauptstadt Dhaka, wo die Menschen teilweise in Panik auf die Strasse stürzten. Medienberichten zufolge wurden in einer Textilfabrik am Rande von Dhaka 50 Arbeiter verletzt, als sie ins Freie drängten.
Auch in Neu Delhi bebte die Erde. Indiens Behörde für Meteorologie teilte mit, das Beben sei besonders in den nördlichen Bundesstaaten Uttar Pradesh, Bihar, Sikkim und West Bengal zu spüren gewesen. Demnach wurde rund 20 Minuten nach dem ersten Beben ein zweiter Erdstoss der Stärke 6,6 registriert.
In Nordindien wurden insgesamt 26 Tote gemeldet, darunter 17 in Bihar. Zwei weitere Tote gab es laut der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua in Tibet. (eg/bau/SDA)