18 lange Tage fehlte von der kleinen Cleo S.* jede Spur. Die Vierjährige war von einem Campingplatz in Westaustralien verschwunden. Es folgte eine intensive und gross angelegte Suchaktion nach dem Kind. Bis jetzt.
Wie die Behörden am Mittwoch (Ortszeit) bekannt gaben, wurde Cleo gefunden! Das Mädchen sei lebend und wohlauf in einem Haus gefunden worden. Um zu zeigen, dass es dem Mädchen gut geht, hat die Polizei ein Foto veröffentlicht. Und deswegen zeigt auch Blick die Aufnahme unverpixelt. Das Bild zeigt das Kind im Spital. Die Vierjährige lächelt und winkt in die Kamera. In der Hand hält sie ein Glace.
Entführer mit Ambulanz ins Spital gebracht
Ein Mann (36) wurde verhaftet und von den Ermittlern befragt. Er soll aus der Gegend sein und keine Verbindungen zu der Familie gehabt haben. Die Polizei geht von einer ungeplanten und spontanen Entführung aus. Demnach war er nicht als Sexualstraftäter aufgelistet. Der Festgenommene soll mit den Ermittlern kooperieren.
Vom Entführer der vierjährigen Cleo sind am Mittwoch erste Aufnahmen aufgetaucht. Der 36-Jährige ist in einem Beitrag des australischen Fernsehsenders 9 News Perth zu sehen. Er wurde gegen Mittag (Ortszeit) mit einer Ambulanz von der Polizeistation Carnarvon ins Spital gebracht. Offenbar hat er eine Kopfverletzung erlitten. Auf der veröffentlichten Aufnahme ist zu sehen, dass der Mann einen Verband um den Kopf trägt. Ein Beamter schirmt ihn mit einer Decke vor den Medien ab.
Ermittler weinten vor Erleichterung
Der zuständige Polizei-Kommissar Col Blanch sagt zur Suchaktion: «Ein Polizist stiess in einem der Räume des Gebäudes auf das Mädchen und fragte es nach dem Namen. Und es antwortete mit ‹Cleo›.» Der Kommissar fügt an: «Als sie sagte, ‹Mein Name ist Cleo›, blieb kein Auge mehr trocken.» Erfahrene Ermittler seien vor Erleichterung in Tränen ausgebrochen. Die Mutter des Mädchens, Ellie S.*, schrieb auf Instagram: «Unsere Familie ist wieder komplett.»
Bei der Wiedervereinigung mit ihren Eltern habe sie nur «Mummy!» gerufen, dann habe es jede Menge Tränen und Umarmungen gegeben. Die Eltern seien ausser sich vor Freude gewesen. Mittlerweile sei das Mädchen bereits wieder zu Hause. Sie sei körperlich unversehrt, so die Polizei.
«Bester Moment meiner Karriere»
Der zuständige Polizist Cameron Blaine, der das Mädchen gefunden hatte, sagte, das sei ohne Zweifel der beste Moment seiner Karriere, berichtet «ABC News». «Das war absolut fantastisch.» Danach habe er die Eltern des Kindes angerufen und gesagt: «Wir haben hier jemanden, der mit Ihnen sprechen möchte.» Das Kind sei physisch unversehrt gewesen.
Das Schicksal des Kindes löste im Land grosse Anteilnahme aus. Die Regierung des Bundesstaates Western Australia setzte für Hinweise zum Auffinden des Mädchens eine Belohnung von einer Million australischen Dollar (rund 700'000 Franken) aus. Am Sonntag bedankte sich die Polizei in sozialen Medien für die Unterstützung bei der Öffentlichkeit. Es seien rund 200 Hinweise möglicher Sichtungen des Kindes eingegangen und grosse Mengen Videomaterial aus Überwachungskameras hochgeladen worden.
Auf Campingplatz verschwunden
Die Vierjährige war seit dem 16. Oktober vermisst. Mit ihrer Mutter, deren Lebensgefährten und ihrer kleinen Schwester war sie auf einem Campingplatz in der Küstenregion Macleod, rund 1000 Kilometer nördlich der Regionalhauptstadt Perth.
Nach Aussage der Mutter bemerkten sie gegen 6 Uhr morgens, dass das blonde Mädchen mitsamt Schlafsack aus einem der beiden Räume des Familienzeltes verschwunden war. Dort habe ihre Tochter neben der kleinen Schwester geschlafen. Der Zelt-Reissverschluss sei bis zu einer Höhe geöffnet gewesen, welche die Vierjährige selbst nicht hätte erreichen können. Seither fehlte von dem Kind jede Spur.
Unter anderem rund 20 Sexualstraftäter befragt
Die Polizei hatte den zu dem Zeitpunkt gut ausgelasteten und weitläufigen Campingplatz durchsucht und zahlreiche Gäste befragt. Auch Helikopter, Drohnen und Boote waren im Einsatz gewesen. Eine Sonderkommission mit rund 100 Beamten war gebildet worden. Die Polizei hatte betont, dass weder die Mutter, der Lebensgefährte noch der leibliche Vater des Mädchens, der bei Perth lebe, als Verdächtige betrachtet würden.
Die Ermittler hätten auch etwa 20 polizeilich bekannte Sexualstraftäter in der Gegend befragt. Die Fahnder waren zudem auf der Suche nach einem Wagen, der den Campingplatz in der Nacht des Verschwindens verlassen hatte.
Eltern waren krank vor Sorge
Hauptkommissar Wilde kritisierte, dass die Mutter und der Lebensgefährte von einigen Nutzern in den sozialen Medien auch angefeindet würden. «Sie haben im Internet manches sehr abscheuliches Verhalten und Kommentare ertragen müssen.»
Er wolle deshalb klarstellen, dass sie der Polizei bei der Suche stets halfen. Die vergangenen Tage seien schrecklich gewesen, sagte die Mutter. «Alle fragen uns, was wir brauchen, und das Einzige, was wir brauchen, ist, dass unser kleines Mädchen nach Hause kommt.» (SDA/man)
* Namen bekannt