Matthias Ruhl (50) lebt wohl den Traum jedes Feinschmeckers: Der Wahl-Kalifornier besuchte alle Drei-Sterne-Restaurants der Welt. In 145 Lokalen war er zu Gast. Auf die Idee kam der Deutsche im Jahr 2007. Und zwar nach seinem ersten Besuch in einem Drei-Sterne-Restaurant. Das war damals das The French Laundry.
Ein Erlebnis, das in ihm etwas auslöste. Er kam auf den Geschmack. «In den folgenden Jahren habe ich dann bei Urlauben oder Geschäftsreisen ab und an weitere solche Restaurants aufgesucht, wann immer es sich anbot. Aber erst als ich dann 2020-2021, wie die ganze Welt, wegen Corona zu Hause festsass, überlegte ich mir, dass der Besuch aller mir noch fehlenden 3-Sterne-Restaurants, etwa 70 zu dem Zeitpunkt, bis zu meinem 50. Geburtstag Ende 2023 ein interessantes Projekt sein könnte», sagt Ruhl zu Blick. Und während der Pandemie hatte er genügend Zeit, seinen Plan gründlich auszuarbeiten.
Drei Michelin-Sterne erhalten nur ein Bruchteil der Restaurants. 1926 wurden erstmals Lokale mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet. Seit 1931 gibt es auch 2- und 3-Sterne-Küchen. Die Klassifizierung folgt dieser Einteilung:
- Restaurants, die einen Stopp wert sind, die eine Küche voller Finesse haben, bekommen einen Stern.
- Für Restaurants mit einer Spitzenküche, die einen Umweg wert sind, gibt es zwei Sterne. Mit Know-how und Inspiration werden beste Produkte trefflich in Szene gesetzt.
- Restaurants, die sogar eine Reise wert sind, die eine einzigartige Küche bieten, erhalten drei Sterne.
Erster Restaurant-Besuch nach Pandemie war in der Schweiz
Das beste Essen hatte Ruhl nicht in einem Sterne-Restaurant. «24 Gänge, unglaublich kreativ und super lecker», erinnert sich der Deutsche an seinen Besuch im Alinea in Chicago. Das war 2007. Mehrmals war er danach dort. Inzwischen hat das Lokal allerdings drei Sterne. Und offenbar auch von seinem Glanz von damals verloren. «Leider war mein Besuch in 2015, als sie dann endlich drei Sterne hatten, eher enttäuschend, die ansteckende kreative Energie war nicht mehr da.»
Auch in der Schweiz war der 50-Jährige schon. Der gelernte Software-Ingenieur zu Blick: «Das erste Drei-Sterne-Restaurant nach Corona war für mich das Schloss Schauenstein in der Schweiz, und das war auch sehr, sehr gut, insbesondere wenn man bedenkt, dass alle Zutaten aus der direkten Umgebung kamen, was im Dezember hoch in den Alpen eine ziemliche Herausforderung ist.»
So viel hat der Feinschmecker ausgegeben
In seinem Reiseblog «Travels for Stars» hat Ruhl alle seine Besuche und die bestellten Menüs dokumentiert. Allerdings ist das Fotografieren des Essens nicht überall erwünscht.
Insgesamt schätzt Ruhl, dass er für sein Hobby etwa 100'000 Euro (94'000 Franken) für das Essen und noch mal 100'000 Euro (94'000 Franken) für die Reisekosten ausgegeben hat. Kein Wunder: Günstig sind Drei-Sterne-Restaurants nicht. «Das teuerste Menü für mich war im Restaurant Ultraviolet in Shanghai. Da gab es am Tag unseres Besuches nur ein Menü, das 8888 Yuan inklusive Weinbegleitung kostete, das waren damals ungefähr 1400 Dollar pro Person. Doch für das exquisite Essen und den tollen Service habe sich das Geld gelohnt. «Für einen Drei-Sterne-Besuch fallen in der Regel zwischen 250 und 500 Euro pro Person an», verrät der Gourmet weiter.
Es gab unter den vielen Besuchen auch einige Enttäuschungen. Ein paar Restaurants waren zwar nicht wirklich schlecht. Ruhl hatte aber mehr erwartet. «Zum Beispiel ein italienisches Drei-Sterne-Restaurant in Hongkong, das in Italien maximal einen Stern bekommen hätte.»