WM-Flitzer zu 15 Tagen Arrest verurteilt
Video von Pussy-Riot-Verhör sorgt für Aufruhr

Vier Aktivisten der Protestgruppe Pussy Riot nutzten den WM-Final, um auf politische Gefangene aufmerksam zu machen und flitzten über das Spielfeld. Nun tauchte ein Video auf, das sie bei einem Polizeiverhör zeigen soll.
Publiziert: 17.07.2018 um 10:22 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 17:01 Uhr
Pussy-Riot-Flitzerin muss für 15 Tage ins Gefängnis
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Sie stürmte den Rasen beim WM-Finalspiel:Pussy-Riot-Flitzerin muss für 15 Tage ins Gefängnis

Ein Moskauer Gericht hat alle vier Flitzer vom Finale der Fussball-Weltmeisterschaft zu 15 Tagen Arrest verurteilt. Zudem sei es ihnen verboten, in den nächsten drei Jahren Sportevents in Russland zu besuchen, urteilte das Gericht am Montag russischen Medien zufolge.

Die Polit-Punk-Gruppe Pussy Riot bestätigte am Montag auf Facebook die Urteile. Die vier Aktivisten hatten für eine kurze Unterbrechung gesorgt, als sie am Sonntag beim Finalspiel zwischen Frankreich und Kroatien in Uniformen russischer Polizisten auf das Fussballfeld gestürmt waren.

Sie forderten unter anderem ein Ende von Verhaftungen bei Kundgebungen, wie sie in einem anschliessend veröffentlichten Youtube-Video erzählten.

Die Polizei hat die vier Personen noch am Sonntag festgenommen. Für Aufruhr sorgt ein Video, das zwei der Aktivisten beim angeblichen Polizeiverhör zeigt. «Wolltet ihr Russland eins auswischen?», fragt der Polizist. «Nein, wir sind für Russland», antwortet der Aktivist Pjotr Wersilow im Video.

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«Ihr habt Russland einen Bärendienst erwiesen. Jetzt belegt uns die Fifa mit Strafsanktionen», sagt der Polizist zu den beiden. Wo sie die Polizeiuniform herhätten, will er weiter wissen. «Wir haben sie ausgeliehen», antwortet der Verhaftete. «Ausgeliehen? Manchmal bedauere ich es, dass wir nicht das Jahr 37 haben. Manchmal bedauere ich es einfach», sagt der Beamte weiter.

Damit spielt er auf die Zeit des sogenannten grossen Terrors unter Sowjetdiktator Josef Stalin an. Damals wurden Menschen massenhaft festgenommen und deportiert. Viele wurden erschossen oder kamen in Arbeitslager, zum Beispiel nach Sibirien.

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Zwei Pussy-Riot-Aktivisten beim angeblichen Polizeiverhör nach dem WM-Spiel.
Foto: Screenshot Twitter

Empörung und Unverständnis

Die Aussagen im Verhör sorgten deshalb für Empörung bei vielen Internetnutzern. Doch auch für die Aktion von Pussy Riot haben viele kein Verständnis. «Normalerweise unterstützte ich euch, aber was ihr heute gemacht habt, ist einfach nur dumm», kommentiert eine Frau auf Facebook. «Eines der dümmsten Dinge, die ich je gesehen habe. Nichts erreicht, aber die harte Arbeit derjenigen unterbrochen, die ihre Zeit im Rampenlicht verdient haben. Jetzt siehst du nur noch wie ein grosser Witz aus. So egoistisch», schreibt eine andere. (man/SDA)

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