Darum gehts
- Ehepaar stirbt kurz nacheinander nach 55 Jahren Ehe
- Witwen-Effekt: Enge Beziehung beeinflusst Herz und Immunsystem nach Partnertod
- Männer haben höheres Risiko nach Partnerverlust
Ganze 55 Jahre waren sie verheiratet, bis der Tod sie zu trennen versuchte. Doch nicht einmal der Tod konnte das alte Ehepärchen aus der Toskana in Italien auseinanderbringen.
Lolita Ghezzi (81†) war an Alzheimer erkrankt. Deswegen wurde sie in einem naheliegenden Pflegeheim untergebracht. Ihr Mann Sergio Cresti (84†) konnte den zunehmenden Aufwand nicht mehr tragen. Der erzwungene Umzug seiner Frau habe an ihm genagt, so beschrieb es sein Sohn. Zu diesem Zeitpunkt war Cresti alleine in der gemeinsamen Wohnung – und selbst ans Bett gefesselt, weil er zuvor gestürzt war. Dann der Schock: Seine Frau war gestorben.
«Wenn du zu meiner Mutter willst, dann gehe»
Als ihm die Schreckensnachricht mitgeteilt wurde, habe er nur geseufzt. Sein Sohn erwiderte den Seufzer mit folgendem Satz: «Wenn du zu meiner Mutter willst, dann gehe». So erzählte er es der Zeitung «Il Tirreno». Knappe 36 Stunden später war Cresti ebenfalls verstorben.
Doch was hat es damit auf sich? Das Phänomen, dass langjährige Partner kurz nacheinander sterben, ist nicht einmal so selten. Häufig wird vom sogenannten Witwen-Effekt oder Broken-Heart-Syndrom gesprochen. Die Begriffe haben jedoch unterschiedliche Bedeutungen.
Witwen-Effekt und Broken-Heart-Syndrom
Beim Witwen-Effekt führt der Tod eines Partners nach langer enger und emotionaler Beziehung zu einer erhöhten Belastung des Immunsystems des überlebenden Partners. Auch das Herz kann in Mitleidenschaft gezogen. Dies kann im hohen Alter allenfalls zum Tod führen.
Auch das Broken-Heart-Syndrom kann beim Witwen-Effekt als Erklärung dienen. Hierbei handelt es sich jedoch um eine stressbedingte Herzmuskelerkrankung, die zu einem Herzinfarkt führen kann – und somit auch zum Tod.
Studie untersucht Witwen-Effekt
Dänische Forscher haben in einer Studie, die dem «Time Magazine» vorliegt, den Witwen-Effekt genauer ergründet. Demnach hatten verwitwete Männer über 65 im Jahr nach dem Verlust ihres Ehepartners ein um 70 Prozent erhöhtes Sterberisiko gegenüber gleichaltrigen Männern ohne Ehepartner. Verwitwete Frauen über 65 hatten unterdessen lediglich ein um 27 Prozent höheres Sterberisiko als gleichaltrige Frauen ohne Ehepartner.
Im Fall von Lolita Ghezzi und Sergio Cresti ist unklar, ob dieser Effekt auch hier zum Tod Crestis geführt hat. Beide dürften nun aber wieder vereint sein.