Witwe des Hai-Opfers
«Ich höre seine furchtbaren Schreie immer noch»

Gemma Redmond (27) hielt ihrem Mann (30) nach dem Hai-Angriff die Hand, sprach ihm Mut zu. Seine Schreie verfolgen sie.
Publiziert: 19.08.2011 um 15:03 Uhr
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Aktualisiert: 13.10.2018 um 02:11 Uhr

Das englische Paar geniesst seine Flitterwochen auf den Seychellen. Am Dienstag Nachmittag will Ian Redmond (30) mit Schildkröten schwimmen, steigt am Ende eines langen Sandstrands mit Schnorchel und Taucherbrille ins glasklare Wasser.

Gemma (27), seit zehn Tagen sein Frau, sieht vom Strand aus zu. «Ich sah immer wieder das orange Band am Schnorchelende und wusste so, wo er war.»

Dann hört die Lehrerin aus dem Schnorchel ein seltsames Geräusch. Sie meint, ihr Mann mache Spass oder schneuze sich.

Die Stimme der 27-jährigen bricht fast, als sie im BBC-Radio-Interview vom Horrortag auf der Trauminsel erzählt.

«Doch dann hörte ich deutlich, wie er Hilfe schrie. Gefolgt von einem furchterregenden Schrei. Ich habe ihn noch nie so schreien hören, denn Ian war ein starker, mutiger Mann.»

«In seinen Augen lag eine Mischung aus Angst und Gewissheit»

Ein kleines Fischerboot bringt den Schwerverletzten an den Strand zurück, alles ist voller Blut. Gemma eilt zu ihrem Mann. «Ich sah, wie er, die Arme ausgebreitet, auf dem Rücken im Boot lag. Er war bei Bewusstsein.»

Verzweifelt kniet sie sich zu ihm nieder. «Er schaute mich an. In seinen Augen sah ich eine Mischung aus Angst und Gewissheit und Erleichterung, dass ich da war.»

Trotz des schaurigen Anblicks bleibt die junge Engländerin stark, macht ihrem Mann Mut. «Ich streckte ihm meine Hand hin und hielt sein Gesicht. Dann nahm ich seine Hand und sagte: ‹Es wird alles gut. Wir schauen zu Dir. Wir bringen Dich wieder auf die Beine.›»

Dann ziehen Helfer die verzweifelte junge Frau von ihrem Liebsten weg. «Die Männer müssen mich getragen, denn ich kann mich nicht erinnern, dass meine Beine den Boden berührten. Ich war sehr verstört.»

Dann sagt die junge Frau schluchzend: «Wenn ich meine Augen schliesse, höre ich ihn immer noch schreien.»

«Man sagte uns, es gebe keine Haie»

Ironie des Schicksals: Das junge Paar suchte sich seine Flitterwochen-Destination offenbar sehr vorsichtig aus:«Wir entschieden uns für Seychellen wegen des glasklaren Wassers und weil man uns sagte, dass dort unter Wasser ein riesiges Aquarium zu finden sei und es keine gefährlichen Tiere gebe», so die trauernde Witwe. «Ich fragte extra nochmal an der Hotelreception nach, ob es Haie gebe. Die Mitarbeiterin verneinte und sagte, die Seychellen seien sicher.»

Doch trotz all ihrem Leid: Die junge Witwe will nicht, dass wegen den Hai-Attacken Touristen die Seychellen meiden. «Es ist ein schöner Ort. Es war ein tragischer Einzelfall, und ich bin mir sicher, dass die Einheimischen alles Erdenkliche unternehmen, um die Inseln sicher zu machen.»

Bereits vor zwei Wochen kam es zu einem tödlichen Hai-Angriff: Am selben Strand wie Ian Redmond wurde ein 36-jähriger Franzose von einem Hai zerfetzt.

Der Hai, derden Engländer tötete, wurde bishernicht gefunden. Jetzt helfen Experten aus Südafrika bei der Suche mit. Es wird vermutet, dass es sich um einen mindestens zweieinhalb Meter langen Bullenhai handelt. (ldo)

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