Wissenschaftler sind erstaunt
Keine Grippewelle im Süden wegen Corona

Forschende des Südafrikanischen Nationalen Instituts für übertragbare Krankheiten (NICD) wollten untersuchen, wie das Corona-Virus mit anderen Grippeviren interagiert. Allerdings blieb die erwartete Grippewelle in Südafrika aus.
Publiziert: 10.09.2020 um 11:41 Uhr
|
Aktualisiert: 10.09.2020 um 13:48 Uhr
1/2
Forschende des NICD wollten untersuchen, wie das Corona-Virus mit anderen Grippeviren interagiert.
Foto: Getty Images/Cultura RF

Im Süden fiel die Corona-Pandemie mit dem Winter und somit auch mit der Grippesaison zusammen. Auf der Südhalbkugel dauert der astronomische Winter von Juni bis September.

Deswegen bereiteten sich Forschende des Südafrikanischen Nationalen Instituts für übertragbare Krankheiten (NICD) darauf vor, aus dem Doppelschlag durch das Corona-Virus und die Grippewelle zu lernen, wie Science berichtet. Sie wollten untersuchen, welche Wechselwirkungen zwischen saisonalen Atemwegsviren und Corona bestehen. Das hätte wichtige Erkenntnisse auch für die Nordhalbkugel bringen können – hier steht der Winter schliesslich vor der Tür.

So fragten sich die Forscher: Verändert sich das Risiko, ein Virus zu kriegen, wenn man die Grippe hat? Und was sind die Folgen für eine Person, wenn sie sowohl das Corona-Virus als auch an der Grippe erkrankt ist? Die Antworten haben die Forschenden aber nie bekommen – die diesjährige Grippewelle blieb in Südafrika nämlich überraschend aus!

Seit Ende März hat das NICD-Zentrum für Atemwegserkrankungen nur einen einzigen Grippefall registriert! Stichproben von Grippefällen aus Arztpraxen, Krankenhäusern und Kliniken werden jeweils für Untersuchungen erfasst. In den vergangenen Jahren sind im gleichen Zeitraum etwa 700 Fälle festgestellt worden. Ähnlich tiefe Zahlen in diesem Winter sieht man auch in Australien, Neuseeland und Teilen Südamerikas.

Warum blieb die Grippe aus?

Eine mögliche Erklärung sei, dass Fälle übersehen wurden, so die Wissenschaftler. Die niedrigen Zahlen könnten aber auch mit der Schliessung von Kliniken zusammenhängen. Epidemiologin Cheryl Cohen ist aber skeptisch: «Ich glaube nicht, dass wir die Grippesaison mit all unseren Überwachungsprogrammen völlig verpasst haben können.»

Wahrscheinlicher ist, dass die Massnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus auch die Ausbreitung des Grippevirus verhindert haben: Reisebeschränkungen, Schulschliessungen, Social-Distancing und das Tragen von Masken könnten Übertragungen verhindert haben.

So positiv diese Entdeckung auch ist – sie hat einen Haken für die Forschenden! Das NICD konnte die Wechselwirkungen zwischen Corona und weiteren Erkrankungen nun nicht wie gewünscht untersuchen. (zbc)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?