Das Coronavirus ist auch in Afrika angekommen. Bislang sind mehr als 18'000 Menschen auf das Virus positiv getestet worden und rund tausend starben daran. Damit ist Afrika zwar noch deutlich weniger stark betroffen als andere Regionen der Welt. Aber: In vielen afrikanischen Ländern fehlt es an Hygiene, um sich vor dem Virus zu schützen. Zudem haben einige Ländern in ihren Spitälern kaum Personal, Beatmungsgeräten und Intensivbetten.
Deshalb rechnen Experten der UN-Wirtschaftskommission für Afrika (Uneca) mit 300'000 bis über 3,3 Millionen Todesopfern in Afrika, wie sie in einem kürzlich erschienen Bericht mitteilen. Beim Bericht stützen sie sich auf Statistiken und Modelle des Imperial College in London.
Viele Afrikaner können sich nicht einmal die Hände waschen
Demnach steht der Kontinent erst am Anfang der Covid-19-Pandemie und ist besonders anfällig für das Virus. Ein Grund dafür: Afrika hat von allen Kontinenten das höchste Vorkommen an bestimmten Vorerkrankungen wie Tuberkulose und HIV/Aids.
Dazu lebt über 50 Prozent der Stadtbevölkerung in Elendsvierteln mit teils katastrophalen Hygienebedingungen. Viele Afrikaner hätten keinen Zugang zu fliessendem Wasser und Seife – ein regelmässiges Händewaschen ist deshalb nicht möglich.
Auch Social Distancing sei für viele Afrikaner ein Fremdwort: «Die Menschen leben teilweise auf engstem Raum und können nur schlecht die Abstandsregel einhalten», schreiben die Autoren.
Afrika hat nur 1,8 Betten pro 1000 Einwohner zu Verfügung
Das grösste Problem ist aber die prekäre Situation in den Spitälern. Dort fehlen Ärzten, Krankenschwestern und vor allem Beatmungsgeräten und Intensivbetten.
Im Malawi hat es nach Angaben des «Medical Journals» in den Spitälern eine zweistellige Zahl von Notfallbetten. Und das für über 18 Millionen Menschen. In ganz Afrika hat es pro tausend Einwohnern, gerade mal 1,8 Betten zu Verfügung. Als Vergleich: In der Schweiz sind es für die gleiche Anzahl Einwohner rund 4,5 Betten.
Mali hat fünf Beatmungsgeräte für 20 Millionen Menschen
Auch die Beatmungsgeräte werden zu einer Herausforderung für den Kontinent. Ohne künstliche Beatmung haben aber Schwerkranke kaum eine Überlebenschance. Doch nicht nur entsprechen sie nicht dem üblichen Standard, sondern sind auch Mangelware in vielen afrikanischen Ländern: In Mali leben rund 20 Millionen Menschen – Beatmungsgeräte haben sie aber nur fünf Stück.
Aus diesen Gründen warnt die Uno in ihrem Bericht davor, dass Afrika in einigen Monaten zum Corona-Epizentrum der Welt werden könnte – mit einer beträchtlichen Zahl von Infizierten und Todesopfern. (sib)