«Wir wollen nur Gerechtigkeit»
Zwei Inderinnen (†19 und †22) sterben nach brutalen Misshandlungen

Zwei Frauen (†19 und †22) starben am Dienstag in Uttar Pradesh, Indien. Sie wurden unabhängig voneinander von mehreren Männern misshandelt und erlagen den Verletzungen. Beide Frauen waren «Dalits» – ehemals «Unberührbare». Auf den Strassen Indiens werden Proteste laut.
Publiziert: 01.10.2020 um 18:06 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2020 um 20:44 Uhr
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Zwei Frauen (†19 und †22) starben am Dienstag in Uttar Pradesh, Indien.
Foto: AFP

Indien wird erneut von zwei brutalen Misshandlungen mit Todesfolge erschüttert. Eine 19-Jährige wird am 14. September im Bezirk Hathras im Bundesstaat Uttar Pradesh auf einem Feld von angeblich vier Männern misshandelt und gequält. Am Dienstag erliegt sie ihren Verletzungen im Spital.

Die Mutter der 19-Jährigen berichtete, dass sie am besagten Tag mit ihrer Tochter gemeinsam Gras für die Kühe schneidet. Als sie sich umsieht, ist ihre Tochter plötzlich nicht mehr zu sehen. Als die Mutter das Areal absucht, findet sie ihre Tochter in einer Blutlache liegend. Sie sagt gegenüber «The Indian Express»: «Ich sass 100 Meter von ihr entfernt. Ich hätte sie retten können. Ich wünschte, ich hätte nicht so ein schlechtes Gehör.»

Demonstranten fordern Gerechtigkeit

Die junge Frau wurde unter anderem mit einem Schleier, den sie trug, stranguliert, am Rückenmark verletzt und ihre Zunge war verstümmelt. Sie gehörte den Dalits, den ehemals «Unberührbaren», an. Obwohl das Kastensystem in Indien offiziell abgeschafft wurde, werden Dalits in vielen Orten Indiens weiterhin als Menschen ohne Rechte betrachtet. Vier Männer aus dem Dorf, die einer höheren Kaste angehören, wurden festgenommen und zunächst wegen Gruppenvergewaltigung und versuchten Mordes angeklagt. Am Donnerstag sagte ein hochrangiger Polizeibeamter, dass laut einem Bericht des forensischen Wissenschaftslabors keine Vergewaltigung stattgefunden hätte. Die entnommenen Proben enthielten demnach keine Spermien.

Die schreckliche Tat löste in Indien Proteste aus. Die Bevölkerung fordert in Demonstrationen Gerechtigkeit für das Opfer und seine Familie. Die Demonstranten beklagen die Gewalt gegen Frauen und die Benachteiligung der Dalit in Indien. Viele Menschen verlangten nach der Todesstrafe für die Täter. Der Vater des Opfers sagt gegenüber The Indian Express: «Wir wollen nur Gerechtigkeit, das ist alles.»

Der Hauptbeschuldigte belästigte noch andere Frauen

Die Familie erhob auch Vorwürfe gegen die Polizei. Sie wollte den Leichnam der Tochter eigentlich für die letzten Riten nach Hause holen. Dieser Wunsch wurde ihnen offenbar verwehrt. Stattdessen wurde die Verstorbene in der Nacht auf Mittwoch direkt zum Einäscherungsort gebracht. Dort wurde sie angeblich ohne die Familie kremiert. Die Polizei dementiert die Anschuldigungen.

Die 19-Jährige benannte im Krankenhaus vor ihrem Tod drei der vier vermeintlichen Täter, wie «The Indian Express» berichtet. Sie sei laut eigener Aussage bereits vor der Tat von den Männern belästigt worden. Ihre Familie meint, der 20-jährige Hauptbeschuldigte und seine Familie hätten immer Dalits im Dorf schikaniert. Ausserdem wird von einer alten Fehde zwischen den beiden Familien berichtet. «Sie gehören zu einer höheren Kaste und haben uns immer beleidigt. Wir ignorieren sie», sagt der Bruder des Opfers. Der Hauptbeschuldigte sei Alkoholiker und habe schon vor der Tat Frauen belästigt.

Am Dienstag verstirbt eine zweite Frau nach einer Vergewaltigung

Ab Dienstag verstarb eine weitere Frau (†22), auch eine Dalit, nachdem sie angeblich von zwei Männern in Uttar Pradeshs Balrampur vergewaltigt wurde. Die beiden Männer haben die Frau laut der Polizei zu sich nach Hause eingeladen und sie dann attackiert. Beide wurden festgenommen.

Offenbar berichtete ihre Familie, dass die 22-Jährige spät in der Nacht in einem schlechten Zustand nach Hause gekommen sei. Sie verstarb noch auf der Fahrt ins Krankenhaus, wie «The Indian Express» berichtet. Nach offiziellen Zahlen wird in Indien alle 15 Minuten eine Frau oder ein Mädchen vergewaltigt. Die offiziellen Zahlen dürften allerdings weit unter dem tatsächlichen Ausmass der Gewalt gegen Frauen liegen.

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