Die internationale Polizeibehörde Interpol sieht sich gezwungen, den Rücktritt ihres wegen Korruptionsermittlungen in China festgehaltenen Präsidenten Meng Hongwei anzunehmen. «Wir müssen es akzeptieren», sagte Interpol-Vizepräsident Jürgen Stock am Donnerstag in Lyon.
Auch im Falle von anderen Staaten werde es akzeptiert, wenn diese «souveräne Entscheidungen» träfen und - wie in diesem Fall - erklärten, dass gegen den Behördenchef ermittelt werde und er zurücktrete.
Der Chinese Meng war Ende September in sein Heimatland gereist. Seine Frau meldete ihn seither als vermisst. Erst Tage später informierte Peking Interpol darüber, dass Meng von seinem Posten zurücktrete. Zudem gaben die chinesischen Behörden bekannt, dass gegen Meng wegen Korruptionsvorwürfen ermittelt werde.
Interpol habe die Volksrepublik aufgefordert, Einzelheiten mitzuteilen, sagte Stock. Er wisse lediglich, dass die Korruptionsvorwürfe nichts mit Mengs Tätigkeit bei Interpol zu tun hätten.
Interpol koordiniert die Polizeiarbeit weltweit. Die im französischen Lyon ansässige Behörde will Ende November bei ihrer Vollversammlung in Dubai einen Nachfolger für Meng bestimmen.
Die Regierung in Peking geht seit einiger Zeit hart gegen Korruption vor und nimmt dabei auch ranghohe Funktionäre ins Visier. Meng war ein Schützling des ehemaligen Sicherheitschefs Zhou Yongkang, der 2015 wegen Korruption, Machtmissbrauchs und Geheimnisverrats zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. (SDA)