Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Seit zwei Tagen sind 100 Angehörige verschiedener Rettungsdienste ununterbrochen im Einsatz, um den 2-jährigen Julen zu retten – bis jetzt ohne Erfolg. Man führe die Suche fort, es gebe keine Neuigkeiten, teilte der Rettungsdienst 112 am Dienstagmorgen mit. Julen soll am Sonntagnachmittag beim Spielen in einen 110 Meter tiefen Brunnenschacht gestürzt sein.
Am Dienstag haben die Einsatzkräfte damit begonnen, von einem Abhang aus einen horizontalen Tunnel zu graben und sich so der Stelle zu nähern, wo der Bub vermutet wird. «Das ist die sicherste Option», sagte die Regierungsvertreterin Maria Gamez zu «La Vanguardia». Zuvor waren noch andere Optionen zur Wahl gestanden, unter anderem, einen senkrechten Tunnel neben dem Schacht zu graben.
Es ist nicht der erste Schicksalsschlag für Julens Familie. Wie die spanische Zeitung «La Razon» berichtet, haben seine Eltern im Jahr 2017 ihren 3-Jährigen Sohn Oliver verloren. Laut Nachbarn in El Palo hatte das Kind während eines Strandspazierganges einen Herzinfarkt. Die Eltern werden zurzeit von einem Care-Team psychologisch betreut.
Süssigkeiten gefunden
Julen soll am Sonntagmittag bei einem Ausflug seiner Familie aufs Land in den Schacht gefallen sein. Ein Polizeisprecher sagte auf Anfrage, es gebe zwar «noch keinen physischen Beweis» dafür, dass das Kind tatsächlich in dem Loch sei – einige Experten bezweifeln dies tatsächlich.
Man gehe aber davon aus, so die Polizei. Die Familie erzählte, sie habe sein Weinen aus dem Schacht gehört. Ältere Spielkameraden hätten vor dem mutmasslichen Sturz die Steine entfernt, mit denen die Öffnung zugedeckt war, berichtete der TV-Sender RTVE unter Berufung auf die Eltern.
Die Suche war auch deshalb schwierig, weil der Schacht einen Durchmesser von nur rund 25 Zentimetern habe, sagte der Sprecher der paramilitärischen Polizeieinheit Guardia Civil, Manuel Molto. Mit einer Kamera sei man bis in eine Tiefe von knapp 80 Metern vorgedrungen und habe dort eine Tüte mit Süssigkeiten gefunden, die Julen bei sich gehabt habe, teilten die Rettungsteams mit.
Weil sich Erde gelöst habe, die den Schacht verstopfe, komme man mit der Kamera nicht weiter vorwärts, hiess es. Auch Feuchtigkeit und Kälte erschwerten am Montag die Suche, erklärte die Vertreterin des spanischen Innenministeriums in Andalusien, María Gámez. Man untersuche die Möglichkeit, einen Parallelschacht zu graben, um den Jungen zu finden. (SDA)