Es sind Frauen, Kinder und Männer im Alter von sieben bis 46 Jahren, die auf einem Schlauchboot im November 2021 die Überquerung des Ärmelkanals wagen. Die Flüchtlinge sind mehrheitlich irakische Kurden.
Das hoffnungslos überfüllte Boot legt an der französischen Küste ab und gerät kurze Zeit später in Seenot. Das Schlauchboot verliert Luft, der Motor fällt aus, es beginnt zu sinken.
Um 1.48 Uhr morgens geht bei der französischen Küstenwache der erste Notruf ein. Laut der Nachrichtenagentur AFP ruft einer der Schiffbrüchigen: «Bitte helfen Sie uns! Wir sind im Wasser!» Die Antwort der Küstenwache: «Ja, aber Sie befinden sich in englischen Gewässern.»
Standorte per Whatsapp geschickt – keine Reaktion
Laut dem Gesprächsprotokoll sagt der Mann in Not: «Nein, keine englischen Gewässer! Französische Gewässer! Bitte kommen Sie schnell!» Dann bricht das Gespräch ab. Rund 15 Anrufe werden von der Küstenwache ignoriert. Auf Standorte, die per Whatsapp geschickt wurden, wird nicht reagiert.
Niemand kommt, das Boot sinkt. Ein Überlebender erzählt später, dass die Menschen ins Wasser gesprungen seien, um das Boot leichter zu machen. «Um uns zu retten, hielten wir uns alle an den Händen.» Über Stunden hielten die Schiffbrüchigen durch.
«Sie gingen einfach unter»
Bis es Tag wurde. «Die Sonne schien, aber wir konnten nicht länger durchhalten.» Die Leute hätten sich nicht mehr halten können. «Sie gingen einfach unter. Sie starben.»
27 Menschen sterben, darunter eine schwangere Frau. Bis auf zwei Insassen kommen alle an Bord ums Leben. Erst zehn Stunden später reagieren Rettungsteams, nachdem Fischer Alarm schlugen.
Nun hat die französische Justiz fünf Soldaten – drei Frauen und zwei Männer – wegen des Todes der 27 Menschen angeklagt, die am 24. November 2021 ums Leben kamen. (neo)