Was für eine Sauerei im noblen Berliner Viertel Grunewald: Dutzende Ausflügler geniessen am Mittwoch den Sommerabend am beliebten Teufelssee, als sich vor ihren Augen plötzlich der nackte Wahnsinn abspielt.
Entlang des Seeufers hetzt zunächst eine Wildsau samt zwei Frischlingen über die Wiese. Im Maul der Bache: eine gelbe Tragtasche.
Der Besitzer des Beutels ist ebenfalls schnell ausgemacht. Nur wenige Meter hinter der Wildschweinfamilie sprintet ein füdliblutter Mann dem Trio hinterher. Mit Klatschen und Rufen versucht er, seine Habseligkeiten wieder zurückzubekommen.
Zuerst Pizza, dann die Tragetasche
Der See im Westen der Stadt ist bekannt für seinen ausgewiesenen FKK-Bereich. Dort tauchten die Bache und ihr Nachwuchs um zirka 18 Uhr als erstes auf. «Die waren gar nicht scheu», sagt eine Augenzeugin gegenüber der Zeitung «Bild». Zuerst mampften die Tiere eine Pizza von Badegästen weg. «Es schien, als wolle die Sau ihren Kindern zeigen: ‹Schaut mal, so leben die Menschen›», erzählt die Frau.
Kurz darauf schnappte das Wildschwein ein weiteres Mal zu – diesmal ist die gelbe Tragetasche dran! Bis in den nahe gelegenen Wald rennt das Tier mit der Beute. Leicht gebremst wird die Sau nur von einer Kartonkiste, die ihr an den Klauen hängenbleibt.
Wildtiere am Seeufer keine Seltenheit mehr
Im Gestrüpp gab die Bache ihre Beute schliesslich wieder her. Vielleicht lag das auch daran, dass in dem gelben Beutel nichts Essbares drin war, sondern bloss der Laptop des Nudisten. «Als er damit wieder aus dem Wald kam, applaudierten alle», sagt die Augenzeugin.
Dass Wildtiere am Ufer des Teufelssees auftauchen, ist mittlerweile keine Seltenheit mehr. Meist werden sie vom Abfall der Badegäste angezogen. Verletzte gab es deswegen aber in der jüngeren Vergangenheit nie. Und auch über den Vorfall von Mittwochabend können mittlerweile alle Beteiligten schmunzeln. (cat)