Mit acht Schüssen wurde der Kremlkritiker Boris Nemzow am Freitagabend regelrecht hingerichtet. Ausgerechnet in der Nähe des schwer bewachten Roten Platzes in Moskau.
Klar ist, dass es sich dabei um einen Auftragsmord handelt. Wer den Auftrag gegeben hat, weiss man noch nicht. Es gibt mehrere Theorien.
Für die Opposition und westliche Beobachter war sofort klar, dass Nemzow wegen seiner Kritik am Kreml und an Wladimir Putin sterben musste. Nemzow selber sagte vor seinem Tod mehrmals, dass er sich wegen seinen kritischen Aussagen bedroht fühle.
Seit Jahren werde in Russland Stimmung gegen Andersdenke gemacht. Damit habe der Kreml das Terrain für die Tat gegen den Kritiker gelegt, sagen westliche Beobachter.
Islamisten, Oppositionelle oder private Abrechnung
In Russland selber gibt es verschiedene Theorien. Der Kreml sprach in einer ersten Reaktion von einer Provokation. Ziel sei es, die politische Lage im Land zu destabilisieren.
Andere spekulieren, dass Islamisten dahinterstecken wegen Nemzows Position zum Terroranschlag auf Charlie Hebdo. Nach einer weiteren Theorie sollen gar die eigenen Leute Nemzow getötet haben, um ihn als Märtyrer zu opfern.
Ins Visier der Spekulation gerät auch das ukrainische Model Anna Durizkaja (23), die Nemzow begleitete, als dieser erschossen wurde. Regierungsnahe Medien haben sie als mögliche Täterin präsentiert.
Ihr mögliches Motiv: Rache. Denn Durizkaja soll im Dezember 2013 ein Kind von Nemzow in der Schweiz abgetrieben haben. Daraus habe es einen Streit gegeben, berichtet «Life News» laut «Daily Mail». «Wir schliessen einen privaten Streit nicht aus», soll ein russischer Ermittler gesagt haben.
Kind von Nemzow abgetrieben
Anna Durizkaja wurde nach der Tat stundenlang von der Polizei verhört. Ihre Freunde zeigten sich danach besorgt. Einer von ihnen sagte laut «Daily Mail»: «Sie ist das Opfer von fürchterlichen Unterstellungen, während sie trauert. Es sieht aus wie eine Hetzkampagne.»
Die Mutter von Durizkaja bestätigt die Abtreibung, sagt aber: «Ja, ich wusste es. Aber ich habe weder mit ihr noch mit ihm deswegen gestritten.»
Ob jemals die Wahrheit über den Mord an Boris Nemzow ans Licht kommt, bleibt derweil mehr als fraglich. Wie die Vergangenheit gezeigt hat, werden bei Morden an russischen Oppositionellen und Journalisten selten die Mörder und deren Hintermänner enttarnt. (sas)