Wieder 1700 Versuche
Flüchtlinge drängen weiter in den Eurotunnel

Mehr Polizei und mehr Zäune sollen Migranten von der illegalen Reise nach Grossbritannien abhalten. Doch die Flüchtlinge in Calais lassen sich nicht stoppen.
Publiziert: 03.08.2015 um 16:08 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:17 Uhr
Polizeieinsatz gegen die illegalen Einwanderer am Sonntagmorgen.
Foto: Reuters

Trotz mehr Polizei und demonstrativer Härte aus London drängen Flüchtlinge weiter in Scharen zum Ärmelkanaltunnel in Nordfrankreich. In der Nacht zum Montag stoppten Beamte nach Angaben aus Polizeikreisen 1700 Versuche, illegal nach Grossbritannien zu gelangen. Offiziell wollte die Polizei sich nicht dazu äussern. 

Polizisten mit Schotter beworfen

In 700 Fällen seien Migranten bereits auf das Bahngelände vor dem Tunnel bei Calais gelangt und dort aufgehalten worden, hiess es. In den übrigen Fällen verhinderten die Polizisten schon das Eindringen auf das Gelände. Ein Bereitschaftspolizist sei mit Schotter beworfen und im Gesicht und am Kopf verletzt worden.

Am Eurotunnel-Terminal bei der nordfranzösischen Hafenstadt Calais versuchen Nacht für Nacht Hunderte Flüchtlinge, auf Züge nach England zu gelangen. Sie erhoffen sich in Grossbritannien bessere Asylbedingungen.

Frankreich hatte vergangene Woche nach einem massiven Andrang auf das Gelände vor dem Tunnel und mehreren tödlichen Unfällen zusätzliche Polizisten an die Grenze geschickt, Grossbritannien hatte finanzielle Unterstützung und neue Zäune versprochen. Daraufhin hatte die Polizei zunächst etwas weniger Versuche gezählt, zum Tunnel zu gelangen, Freitag- und Samstagnacht waren es zusammen etwa 700. 

Cameron will Illegale auf die Strasse setzen

Auch die britische Regierung von Premierminister David Cameron setzt weiter auf Abschreckung. Sie will illegal eingereisten Migranten künftig die Wohnungssuche erschweren und dazu Hausbesitzer in die Pflicht nehmen.

Vermieter sollen Mieter ohne Aufenthaltsgenehmigung ohne richterlichen Beschluss vor die Tür setzen dürfen, hiess es am Montag in einer Mitteilung. Tun sie das nicht oder lassen sie Migranten ohne Prüfung der Papiere einziehen, sollen ihnen Geldstrafen und bis zu fünf Jahre Gefängnis drohen. Die Regeln sollen Teil eines Einwanderungsgesetzes werden, über das die Abgeordneten nach der Sommerpause beraten.

Wie viele Migranten es über den Ärmelkanal schaffen, ist unklar. Wer aufgegriffen werde, mache oft falsche Angaben zu Personalien, teilte der Polizeichef der südenglischen Grafschaft Kent, Alan Pughsley, der Nachrichtenagentur PA zufolge einem Ausschuss des Innenministeriums mit.

Unklar, wohin die Reise geht

Französische Behörden schätzten, dass 70 Prozent der einmal Aufgegriffenen die Region Calais innerhalb von vier Monaten verliessen – es sei aber unklar, wohin. Alleine in den vergangenen fünf Wochen seien 400 illegal eingereiste Menschen in seiner Grafschaft aufgegriffen worden, zitierte die «Daily Mail» den selben Bericht des Polizeichefs.

Die EU-Kommission hat Frankreich technische und finanzielle Unterstützung zur Lösung der Flüchtlingskrise in Calais angeboten. Eine EU-Kommissionssprecherin appellierte am Montag in Brüssel auch indirekt an Grossbritannien, trotz seiner Ausnahmeregelung Flüchtlinge am Eurotunnel aufzunehmen. (SDA)

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