Er sitzt mit einem breiten Lächeln auf den Sitzen beim Check-in-Schalter am Flughafen Bologna (I), hält hier einen Schwatz mit einer Pilotin, winkt dort einem Flugbegleiter zu: Arnaldo gehört in der Halle zum Inventar. Seit sechs Monaten «wohnt» der Italiener hier.
Grund: Er erhält nur Sozialhilfe, kann sich die Miete seiner Wohnung nicht mehr leisten. Also packte er einen Koffer und fuhr an den Flughafen. Seither hält er sich meistens im Check-in-Bereich auf, wie italienische Medien berichten.
Im Sommer schlief er draussen, um niemanden zu stören. Als die Temperaturen kühler wurde, zügelte der ehemalige Weinberater ins Innere. Er habe hier unglaubliche Menschlichkeit gefunden, sagte er «Bologna in diretta».
Flughafenpersonal versorgt ihn mit Lebensmitteln
Das Personal hat ihm einen Schlafsack gegeben, damit er nicht ungeschützt auf den Bänken schlafen muss. Um 4 Uhr morgens, wenn die ersten Flugzeuge abheben, wird er geweckt. Oft kriegt er da bereits vom Bodenpersonal seinen ersten Kaffee. Später auch Mahlzeiten.
Danach geht Arnaldo zum Kiosk, holt sich eine Gratiszeitung, um die Weltlage zu studieren. Rasieren tut er sich in den Toiletten. Er streift im Flughafen umher, findet verlorene Gepäckstücke oder vergessene Dinge. «Zum Beispiel eine Decke aus dem Kaukasus, die ich aufbewahrt habe und die ich auf das Sofa legen werde, wenn ich mein eigenes Haus bekomme.»
Sein Fall erinnert an den Hollywood-Film «The Terminal» mit Tom Hanks. Dessen Figur steckt wegen eines ungültigen Reisepasses für Monate am Flughafen fest.
Arnaldo hingegen hat einen Pass – aber kein Geld. Er wünscht sich ein Zimmer mit einem Herd. «Ich kann gut kochen», sagt der 83-Jährige. Das Sozialamt in Bologna weiss vom Fall Arnaldo und unternahm Anstrengungen, eine geeignete Wohnung für ihn zu finden. Allerdings hat er laut italienischen Medien noch nichts Passendes entdeckt. So bleibt seine Heimat bis auf weiteres der Flughafen. (neo)