Sie brachte sechs Kinder zur Welt. Dann entschied Christiane K.* (27), dass die Kleinen sterben müssen. Nur eines liess die 27-Jährige am Leben. Marcel, der Erstgeborene (11). Nach der Horror-Tat fuhr die Mutter mit dem 11-Jährigen zum Düsseldorfer Hauptbahnhof, setzte den Jungen in den Zug zu seinem Grosi und warf sich danach vor eine S-Bahn der Linie 1. Christiane K. erlitt schwere, aber nicht lebensgefährliche innere Verletzungen
Zur gleichen Zeit entdecken Einsatzkräfte am Donnerstag die fünf Kinderleichen in der Wohnung – Melina (†1), Leonie (†2), Sophie (†3), Timo (†6) und Luca (†8). «Die Frühstücksschälchen standen noch auf dem Tisch», sagte Marcel Maierhofer, Leiter der Mordkommission, am Freitag bei einer Pressekonferenz.
Die Mutter von Christiane K. alarmierte die Polizei, nachdem sie mit ihrer Tochter gechattet hatte. «Schick die Polizei in die Wohnung, die Kinder sind tot», habe die 27-Jährige ihr in der Whatsapp-Nachricht geschrieben.
Obduktionsbericht ist da
Sofort eilten die Einsatzkräfte zu dem Mehrfamilienhaus. Doch für die Kleinen kam jede Hilfe zu spät. Sie wurden betäubt und erstickt. Das belegen jetzt die Obduktionsergebnisse, schreibt «Bild». Welche Substanzen genau im Spiel waren, wird noch abgeklärt.
Was Christiane K. zur ihrer Horror-Tat bewegt haben könnte, ist noch unklar. «Was wann genau warum passiert ist, wissen wir noch nicht, nur, dass es eine sehr tragische Situation ist», sagte Polizeisprecher Stefan Weiand. Die Deutsche werde dazu befragt, sobald sie vernehmungsfähig ist. Gegen sie wurde nun ein Haftbefehl wegen Mordes erlassen. «Sie hat die Tat wohl in einem Zustand emotionaler Überforderung begangen», so Maierhofer.
«Ich habe gelernt, Schmerzen zu verbergen»
In den sozialen Medien zeigte sich die 27-Jährige als liebevolle Mutter. Auf einem Foto küsst sie ihren Erstgeborenen auf den Mund. Sie bekam ihn bereits mit 16 Jahren. Im Laufe der Jahre kamen weitere Kinder zur Welt – von zwei weiteren Vätern. 2013 dann die Heirat mit Pascal K.* (28). Die Familie bekam auch tierischen Zuwachs, legte sich mehrere Zwergkaninchen zu und Hund Balu.
Doch die junge Frau hatte offenbar immer mit Problemen zu kämpfen. 2012 schrieb sie: «Ich habe gelernt, Schmerzen zu verbergen, Leid zu ertragen und mit Tränen in den Augen zu lachen. Nur um andere glücklich zu machen und ihnen zu zeigen, dass es mir ‹gut› geht.»
Zwei Jahre später folgt dann dieser Eintrag: «Erst verliert man die Liebe seines Lebens und dann brennt einem die Wohnung ab.» Ende April 2020 dann ein Polizeieinsatz. Ihr Mann und Vater von vier der Kinder, von dem sie seit einem Jahr getrennt lebt, versuchte, sich das Leben zu nehmen. Christiane K. habe den Suizid ihres Gatten aber verhindern können, wie «Bild» berichtet. Auf Hilfsangebote der Polizei ging das Paar jedoch nicht ein. Die Situation besserte sich jedoch nicht. Die Frau zeigte den Mann später wegen Diebstahls an. Der Ex-Soldat soll derzeit arbeitslos sein.
«Alle meine Geschwister sind tot»
Diesen Donnerstag wurde der jungen Mutter offenbar alles zu viel. Die Schmerzen zu gross – und fünf Kinder verloren ihr junges Leben. Dass etwas nicht stimmte, merkte Max (12), ein Freund von Marcel, schon vor der Tragödie. «Der war meistens bisschen traurig», beschreibt der Schulfreund den 11-Jährigen gegenüber «RTL». Offenbar gab es schon vor dem Drama Ärger in der Familie.
Und dann bekam Max am Donnerstagnachmittag von einer Freundin per Whatsapp einen Screenshot. Darauf zu sehen: eine Nachricht von Marcel, die er der Bekannten geschickt hatte. Der Überlebende von Solingen schrieb: «Ich wollte dir nur sagen, dass du mich nicht mehr sehen wirst, weil alle meine Geschwister sind tot.» Zunächst konnten das seine Freunde kaum glauben. Doch als sie dann Polizei und Rettungskräfte rund um das Mehrfamilienhaus sahen, verstanden sie langsam, was passiert war.
Mutter sagte Marcel, sie müssten nach Düsseldorf zum Arzt
Einige Stunden später bekam Max selbst eine Nachricht von Marcel. Mit dem gleichen Inhalt. Sofort rief er seinen Kumpel an, wie er der «Bild» sagt. Demnach sei Marcel in der Schule gewesen, als die Mutter die schreckliche Tat vollzog. Dem Elfjährigen sagte die Frau, sie müssten wegen eines Arzttermins nach Düsseldorf fahren. Sie traf ihren Sohn dann irgendwo zwischen der Wohnung und dem Bahnhof. Da soll Marcel noch nichts vom Tod seiner Geschwister geahnt haben.
Trauerminute für die Toten
Die Horror-Tat macht fassungslos. Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) war nach einem Besuch am Tatort sichtlich schockiert. «Heute ist ein Tag, an dem wir in Solingen sehr traurig sind, weil eine Tat geschehen ist, die uns tief ins Herz getroffen hat», sagte der Politiker gestern. Am Abend fanden sich Kurzbach und weitere Politiker verschiedener Parteien schweigend zu einer Trauerminute ein.
Auch Landesinnenminister Herbert Reul zeigte sich erschüttert: «Das Familiendrama von Solingen erfüllt mich mit grosser Trauer, und im Moment bin ich mit meinen Gedanken und mit meinem Gebet bei fünf kleinen Kindern, die so furchtbar früh aus dem Leben gerissen wurden.»
Auch die Polizisten, die die Kinder in ihren Betten fanden, stehen unter Schock und werden psychologisch betreut. Sie seien weinend aus dem Haus gekommen, sagen die Nachbarn zum «Focus». (jmh/man/SDA)
* Name bekannt
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net
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Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net