Wie Halifax-Ermittler Larry Vance aus Wrack-Teilen liest
Liefert Swissair-Crash Lösung für MH370-Rätsel?

Mehr als vier Jahre ist Flug MH370 schon verschwunden. Jetzt sagt ein Fachmann, er kenne den Grund dafür. Entscheidend bei der Aufklärung des Falls war für ihn unter anderem die Untersuchung des Swissair-Absturzes in Halifax.
Publiziert: 22.05.2018 um 14:36 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 04:49 Uhr
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Am 29. Juli 2015 wurde auf La Réunion ein Wrackteil des verschwundenen Flugs MH370 entdeckt.
Foto: Keystone

Das Verschwinden von Flug MH370 im März 2014 gehört zu den grössten Rätseln der Luftfahrtgeschichte - der kanadische Experte Larry Vance glaubt nun, es gelöst zu haben. Der Absturzermittler ist überzeugt davon, dass der Pilot der Malaysia Airlines das Flugzeug mit Absicht ins Meer steuerte - wie beim Germanwings-Absturz 2015 in Frankreich. Demnach wäre dies ein Selbstmord, bei dem der Pilot 238 Menschen mit in den Tod riss - oder auch 238-facher Mord.

Larry Vance war stellvertretender Leiter bei den Ermittlungen zum Absturz des Swissair-Flugs SR-111 in Halifax.
Foto: zvg

Vance (69) vertritt seine Meinung in einem Buch, das an diesem Mittwoch in den USA erscheint: «MH370 - Mystery Solved» («MH370 - Rätsel gelöst»). Die These vom Selbstmord-Piloten gehört seit dem Verschwinden der Maschine kurz nach dem Start in Kuala Lumpur zu den beliebtesten Theorien. 

Zustand der gefundenen Wrackteile als Bestätigung

Auch Vance ist schon länger Anhänger davon. Vom Zustand von Wrackteilen der Boeing 777, die nach und nach aus dem Indischen Ozean gefischt wurden, sieht er sich bestätigt.

Als stellvertretender Ermittlungsleiter hatte Vance bereits den mit 229 Toten schwersten Absturz in der Geschichte von Swissair bei Halifax aufgeklärt. Die McDonnell Douglas MD-11 war am 2. September 1998 mit einer Geschwindigkeit von 555 Kilometern pro Stunde mit der Nase voran in den Ozean kracht. Der Bug des Fliegers wurde vom Wasser eingedrückt und platzte auf, wie Vance und sein Team damals das Unglück rekonstruierten. Weil sich das Innere des Flugzeugs schlagartig mit Wasser füllte, explodierte es regelrecht. Vom Flugzeug blieben nur kleinste Stücke übrig.

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Angehörige der Opfer trauern am 1. September 1999 auf den Felsen von Peggy’s Cove in der Nähe der Unglücksstelle.
Foto: Keystone

Die Teile des Malaysia-Airlines-Flugzeuges - darunter eine fast 2,50 Meter lange Flügelklappe (Flaperon) - sind hingegen verhältnismässig gut erhalten. Vance schliesst deshalb aus, dass die Maschine ungesteuert mit grossem Tempo ins Meer stürzte - dann wäre sie in Millionen Teile zersplittert, die auch noch länger auf dem Wasser getrieben seien. Er kommt zu dem Schluss, dass der Pilot die Boeing einigermassen kontrolliert, fast wie bei einer normalen Landung, aufs Wasser setzte und untergehen liess. 

Vom Flugzeugrumpf fehlt immer noch jede Spur

Wenn dem so wäre, läge die Boeing vermutlich noch relativ ganz irgendwo auf dem Meeresboden. Trotz intensiver Suche fehlt vom Rumpf bislang jedoch jede Spur. Vance, ein erfahrener Ermittler, präsentierte seine Theorie bereits im australischen Fernsehen - ohne allerdings alle zu überzeugen.

Andere Fachleute werfen ihm vor, nur aus der Ferne zu ermitteln und sich die Fakten herauszupicken, die zu seiner Theorie passen. Die Maschine war auf dem Weg nach Peking mitten in der Nacht plötzlich vom Radar verschwunden.

Motiv wird nicht geklärt

Vance äussert sich auch nicht dazu, warum der Pilot Selbstmord begangen haben soll - und wenn ja, warum er zuvor noch sieben Stunden übers Meer flog. Der Kanadier meint, für die Klärung des Motivs seien andere zuständig.

Unklar ist auch, warum der Rest der Besatzung und die Passagiere stundenlang still geblieben sein sollen. Vance vermutet, dass sie bald nach dem Start starben, weil ihnen der Pilot den Sauerstoff abschnitt. Das Cockpit wird gesondert versorgt.

Er hinterliess keinen Abschiedsbrief: Pilot Zaharie Ahmad Shah.

Gegen die Theorie spricht, dass die Lebensumstände des Piloten Zaharie Ahmad Shah und seines Copiloten Fariq Abdul Hamid genau untersucht wurden. Demnach gibt es weder Hinweise auf Selbstmord-Gefährdung und noch einen Abschiedsbrief.

Die gross angelegte Suche nach dem Wrack wurde Anfang 2017 eingestellt. In Kürze will ein privates Suchteam das Ergebnis einer eigenen Suche bekanntgeben. Bislang gibt es keine Hinweise, dass sie Erfolg hatte. (SDA/noo)

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