Trumps Lebensgeschichte hat sich als Lüge entpuppt. Das ist durch den detaillierten Bericht der «New York Times» klar. Einen Selfmade-Millionär gibt es dennoch in der Familie: Er heisst nur nicht Donald, sondern Fred – und war der Vater des US-Präsidenten.
Als Fred C. Trump als Sohn deutscher Einwanderer am 11. Oktober 1905 im New Yorker Stadtteil Bronx geboren wird, stehen seine Eltern gerade vor dem Scherbenhaufen ihres Lebens. Sein Vater war im Klondike-Goldrausch reich geworden und hoffte auf ein beschauliches Leben in seiner Heimat. Doch der deutsche Staat verweigert ihm die zuvor aberkannte Staatsbürgerschaft. Als Trump senior noch junge 13 ist, stirbt sein Vater. Die vererbte Hinterlassenschaft verliert durch die Inflation nach dem Krieg beträchtlich an Wert.
Unternehmer mit 15
Doch Fred ist fleissig, schon mit 15 Jahren betätigt er sich als Unternehmer. Nachts bringt er sich alles bei, was er für sein späteres Immobilienimperium braucht: Holzbau, Mauern, die Klempnerei, wie man elektrische Leitungen verlegt und Baupläne liest. Das nützt ihm, als er beginnt, im damals noch sehr ländlichen Queens Einfamilienhäuser zu bauen und zu verkaufen.
Auf einen Vorarbeiter verzichtet er, steht stattdessen jeden Morgen selbst auf der Baustelle und prüft jedes Gebäude persönlich. Während des Zweiten Weltkriegs baut er Unterkünfte für Soldaten und ihre Familien, dann Wohnungen in Brooklyn. Aus dem Halbwaisen wird ein legendärer Bauunternehmer: Im Laufe seines Lebens baut er so mehr als 27'000 Wohnungen in New York City. Er selbst bleibt mit seiner Frau Elizabeth sein Leben lang im selben Haus in Queens wohnen.
Wohnungen nur für weisse Familien
Doch der fleissige Handwerker ist nur ein Teil der Persönlichkeit des legendären Bauunternehmers. 1973 verklagt ihn das Justizministerium wegen Rassendiskriminierung: Seine Wohnungen vermietet er nämlich nur an weisse Familien. Zwei Jahre später einigt sich sein Management mit den Behörden und verpflichtet sich zu Werbeanzeigen, die speziell Minderheiten ansprechen sollten. Bereits vorher war Papa Trump jedoch mit dem Gesetz in Konflikt geraten.
1927 wurde er im Rahmen eines Ku-Klux-Klan-Aufmarschs verhaftet. Der Ku-Klux-Klan ist ein rassistischer und gewalttätiger Geheimbund, der Schwarze unterdrücken will. Eine Mitgliedschaft konnte jedoch nie nachgewiesen werden. Donald Trump hat nie einen Hehl daraus gemacht, wie sehr er seinen Vater bewundert. Auch seine Weltsichten hat er offensichtlich von ihm geerbt. Nach dem Rassistenaufmarsch in Charlottesville 2017 verteidigte der US-Präsident die weissen Extremisten.
Grosszügige Geldgeschenke an den Sohn
Seinem Sohn wollte Trump senior dann wohl das ermöglichen, was er selbst aus eigener Kraft geschafft hatte. Er pamperte den Junior mit grosszügigen Geldgeschenken und unterstützte ihn bei seinen Geschäftsideen mit Beträgen in Millionenhöhe. Die Schenkungssteuer umgingen die beiden dabei offensichtlich weitgehend. Spätestens, als Donald Trumps Grossprojekte – die Airline Trump Shuttle, das Atlantic City Casino und das Plaza Hotel – in finanzielle Schwierigkeiten gerieten, wurde Fred mit Hilfe seines Sohnes endgültig zum Betrüger.
Anfang der 90er kamen ihm die Behörden auf die Schliche, als er im Casino seines Sohnes Jetons im Wert von 3,5 Millionen kaufen liess, ohne eine Wette zu platzieren. Die Folge: 65'000 Dollar Zivilstrafe. Doch die meisten Steuertricks und Betrügereien, die sein Vermögen und das seines Sohnes mehrten, entdeckten die Behörden nicht. Freds Lebensmotto «Know everything you can about what you are doing» («Wisse alles, was du kannst, über das, was du machst») galt offensichtlich auch für seine legale wie illegale Steueroptimierung.
Donald Trumps Vater hat es weit gebracht, in jeder Hinsicht: Sein Foto steht heute im Oval Office. Den politischen Erfolg seines Sohnes konnte der Senior allerdings nicht mehr feiern. Er starb 1999 im Alter von 93 Jahren. Vier Jahre später verscherbelte Trump das Erbe, von dem der Vater gehofft hatte, dass es die Familie nie verlassen würde. Für 177,3 Millionen Dollar verkaufte er dessen Unternehmen – nur für einen Bruchteil dessen, was das Imperium wert gewesen wäre.