In Österreich hat ein Mann mit amputiertem Bein die weltweit erste «fühlende» Beinprothese erhalten: Mit Hilfe von Druckpunkten auf der künstlichen Fußsohle überträgt sie Informationen bis zum Stumpf des amputierten Beines, teilte die Fachhochschule (FH) Oberösterreich heute in Wien mit.
Wie ein natürlicher Fuss verlaufe dabei die Druckverteilung vom vorderen Teil bis zur Ferse. Die Signale werden an die sensorischen Nervenenden der ursprünglich gesunden Fusssohle geleitet. Um die Signale der Prothese zu spüren, wurde diese bei einer Spezialoperation reaktiviert.
Lehrer musste Beruf aufgeben - jetzt kann er wieder klettern
2007 hatten Ärzte dem Lehrer ein Bein amputieren müssen. Wegen Phantomschmerzen musste er danach seinen Beruf aufgeben: Er konnte kaum schlafen und litt unter ständiger Müdigkeit.
Der Familienvater benutzt die Prothese nun schon seit sechs Monaten. Was die übermittelten Informationen «bedeuten», hatte er zunächst lernen müssen. Doch jetzt ist er begeistert: Er spürt wieder, ob er auf Asphalt, Schotter oder Rasen geht - und kann sogar wieder Klettern gehen.
Phantomschmerzen sind verschwunden
Das «Erfühlen» des Untergrunds führe zu Trittsicherheit und reduziere die Sturzgefahr durch schneeglatte Wege oder nasses Laub, erläutern die Experten. Inzwischen seien sogar die Phantomschmerzen verschwunden, die dem Lehrer einst den Schlaf raubten.
Die FH Oberösterreich hat bereits vor einigen Jahren eine gedankengesteuerte und fühlende Armprothese entwickelt, die 2014 die Zulassung der US-Arzneimittelbehörde FDA erhalten hat.
Auch in der Schweiz arbeiten Forscher erfolgreich an der Entwicklung «fühlender» Prothesen: 2014 berichteten Wissenschaftler der ETH Lausanne (EPFL) über eine fühlende Handprothese, die über implantierte Elektroden mit den Nerven im Oberarm eines Amputierten verbunden war: Der Patient konnte wieder Dinge ertasten und spüren, ob ein Objekt hart oder weich, rund oder eckig war. (pom)