Wie die Redner an der McCain-Trauerfeier Trump ins Visier nahmen
Eine Breitseite nach der anderen

Die Trauerfeier für den verstorbenen US-Senator John McCain hatte mit subtilen Seitenhieben gegen Donald Trump klar politischen Charakter. Trump, der auf Wunsch McCains nicht eingeladen war, ging währenddessen Golf spielen.
Publiziert: 02.09.2018 um 21:04 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 21:50 Uhr
Seitenhiebe gegen Trump auf der Trauerfeier von McCain
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Amerika trauert:Seitenhiebe gegen Trump auf der Trauerfeier von McCain

Die Trauerredner vermieden es, den abwesenden Präsidenten beim Namen zu nennen. Dennoch war die Kritik an Trumps polarisierendem Politikstil omnipräsent an John McCains Trauerfeier, die am Samstag in der Washington National Cathedral stattfand.

Die schärfste Distanzierung kam von McCains Tochter Meghan, die auf Trumps Wahlkampfslogan «Make America Great Again» anspielte: «Das Amerika von John McCain muss nicht wieder gross gemacht werden, denn das war es schon immer», sagte sie.

Danach wetterte sie weiter gegen Trump: «Wir betrauern hier auch einen Verlust an amerikanischer Grösse – wahre Grösse, nicht die billige Rhetorik von Männern, die niemals auch nur annähernd so viele Opfer erbracht haben wie er.» Für ihre Rede erntete Meghan McCain lang anhaltenden Applaus der Trauergemeinde.

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Ex-Präsident Barrack Obama würdigte seinen republikanischen Ex-Konkurrenten McCain als «aussergewöhnlichen Mann».
Foto: SHAWN THEW

Obamas indirekte Kritik

Ex-Präsident Barrack Obama würdigte seinen republikanischen Ex-Konkurrenten McCain als «aussergewöhnlichen Mann», der das Beste an Amerika verkörpert und auch ihn zu einem besseren Präsidenten gemacht habe.

In offenkundiger Abgrenzung zu Trump fügte Obama hinzu: «Viel in unserer Politik kann kleinkariert erscheinen, bösartig, schäbig, voller Beleidigungen und Selbstgefälligkeit. Das ist eine Politik, die Mut und Stärke nur vorgibt, in Wahrheit aber auf Angst beruht.»

George W. Bush spricht Grenzpolitik an

Auch die Würdigung des republikanischen Ex-Präsidenten George W. Bush liess sich als Distanzierung zu Trump verstehen. «John war vor allem ein Mann mit Haltung», sagte Bush. «Er hat die Würde jedes einzelnen Lebens respektiert – eine Würde, die nicht an Grenzen haltmacht und die nicht vor Diktatoren weicht.»

Dass Trump nicht eingeladen wurde, hatte der verstorbene McCain selbst gewünscht. Das Verhältnis der beiden Republikaner war von tiefer gegenseitiger Abneigung geprägt gewesen. McCain war einer der schärfsten Kritiker des Präsidenten. Nach McCains Tod hatte sich dieser erst nach tagelangem Zögern zu einer Würdigung durchringen können.

Trump war am Golfspielen 

Während der Trauerfeier fuhr Trump auf einen seiner Golfplätze. Er traf just in dem Moment auf der Anlage im Bundesstaat Virginia ein, als Ex-Präsident Bush seine Trauerrede für McCain begann. Bei der Zeremonie liess er sich von Verteidigungsminister Jim Mattis und Stabschef John Kelly vertreten. Trumps Tochter Ivanka und Ehemann Jared Kushner hingegen waren in der Washingtoner Kathedrale dabei.

McCain war am Samstag vor einer Woche im Alter von 81 Jahren an einem Gehirntumor gestorben. Am Sonntag sollte er auf dem Friedhof der Marineakademie in Annapolis im Bundesstaat Maryland beigesetzt werden. (szm/SDA)

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