Facebook steckt wegen einer britischen Tech-Firma knüppeldick in der Krise. Am Wochenende zeigte der Whistleblower Christopher Wylie (28) auf, dass sein ehemaliger Arbeitgeber Cambridge Analytica mit Wikileaks zusammenarbeitete, um die gestohlenen E-Mails von Hillary Clinton zu verbreiten.
Gestern Montagabend folgte der Paukenschlag: Channel 4 zeigte, dass Cambridge Analytica mehr Pech statt nur Tech liefern kann. Die Journalisten des TV-Senders gaben sich als potenzielle Kunden aus. Manager gaben an mehreren Sitzungen mutwillig zu, weltweit über 200 Wahlen beeinflusst zu haben. Darunter in Tschechien, Indien, USA, Nigeria oder Malaysia.
«Könnten ein Mädchen zum Haus des Kandidaten schicken»
Die Werkzeuge? Am effektivsten gehe es mit Dirnen. «Wir könnten ein Mädchen zum Haus des Kandidaten schicken», sagt Cambridge-Analytica-Chef Alexander Nix. «Die Ukrainerinnen sind sehr hübsch, das funktioniert gut.»
Auch Korruption komme immer wieder gut an: Man gibt sich beim politischen Gegner als Investor aus, der Wahlkampfspenden für Gegenleistungen anbietet. «Wir werden das Gespräch aufzeichnen, die Sache im Internet veröffentlichen und so die Person ausradieren», sagte Nix den Undercover-Reportern.
Was hat das alles mit Facebook zu tun? Cambridge Analytica besitzt seit 2015 Millionen von Facebook-Daten, mit denen sie schmutzige Informationen über politische Gegner besonders effektiv verbreiten kann.
Daten über angeblichen Persönlichkeitstest abgesaugt
Vor drei Jahren kursierte weltweit eine Facebook-App namens «thisisyourdigitallife». Wer die einfachen, aber präzisen Fragen dieser Website beantwortete, erfuhr in Sekundenschnelle, ob er ängstlich, mutig oder kreativ ist. Angeblich zu Forschungszwecken. 270'000 Nutzer füllten die Fragen aus, anhand der Freundeslisten wurden jedoch rund 50 Millionen Personen eingestuft.
Diese Daten gab der Psychologe und Cambridge-Professor Aleksandr Kogan ohne das Wissen der User der Firma Cambridge Analytica weiter. Sie waren später dem Wahlkampf-Team von US-Präsident Trump dienlich: Anhand der Daten konnte Kogan für sein Wahlkampf-Team Trumps Agenda so verbreiten, damit sie bei Demokraten, Republikanern, Mutigen, Ängstlichen und Konservativen gut ankommen.
Facebook bestritt zunächst, verantwortlich für den Datenpfusch zu sein. Man sei selbst Opfer von Kogan und seinen Komplizen gewesen. Mittlerweile weiss man jedoch, dass der Facebook-Forscher Joseph Cancellor Verbindungen zu Cambridge Analytica hat.
Stunden nach der Channel-4-Doku schmiss der Facebook-Sicherheitschef Alex Stamos den Bettel hin. Angeblich aus Frust, weil er in der Konzernspitze keinen Erfolg damit hatte, den politischen Datenmissbrauch zu enthüllen.