Widerrechtliche Zurückweisungen von Asylsuchenden
Medien: Griechische Polizei spannt Flüchtlinge für Pushbacks ein

Die griechische Polizei setzt laut gemeinsamen Recherchen mehrerer Medien an der EU-Aussengrenze Flüchtlinge für widerrechtliche Zurückweisungen von Asylsuchenden, sogenannte Pushbacks ein.
Publiziert: 28.06.2022 um 15:42 Uhr
Flüchtlinge in einem griechischen Lager.
Foto: LOUISA GOULIAMAKI

Mehrere Flüchtlinge seien zu gewaltsamen Zurückweisungen von Menschen in die Türkei gedrängt worden, berichtete unter anderem der «Spiegel» am Dienstag unter Berufung auf gemeinsame Recherchen von ARD, «Lighthouse Reports», «Le Monde» und dem «Guardian» Im Gegenzug seien ihnen Aufenthaltspapiere versprochen worden.

Polizeibeamte bestätigen die Praxis

Die Polizei will dem Bericht zufolge dadurch die eigenen Beamten schützen - die Pushbacks gelten als sehr gefährlich. In grenznahen Dörfern ist das Vorgehen der griechischen Polizei demnach bekannt: Bauern und Fischer, die das Sperrgebiet am Fluss Evros betreten dürfen, hätten immer wieder Geflüchtete gesehen, die für die Polizei arbeiteten. Auch drei griechische Polizeibeamte bestätigten den Reportern demnach die Praxis.

Gewalt gegen Asylsuchende

Eine wichtige Rolle spiele ein Syrer, mit dem die Polizei laut Flüchtlingen und Anwohnern zusammenarbeite. Er kooperiere mit Menschenschmugglern in Istanbul, um an Pushback-Helfer zu kommen und sei sehr gewalttätig gegen Asylsuchende vorgegangen, hiess es dem Bericht zufolge.

Mögliche Sanktionen gegen Griechenland

Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) äusserte sich entsetzt über die Berichte und brachte mögliche Sanktionen gegen Griechenland ins Gespräch. «Geflüchtete in der Not als Helfer für illegale Pushbacks zu benutzen, ist zutiefst unmenschlich und verstösst gegen jede Rechtsstaatlichkeit», sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. «Es braucht eine unabhängige Untersuchung, und auch mögliche Sanktionen gegen Griechenland müssen diskutiert werden», forderte Göring-Eckardt weiter.

Griechenland muss laut europäischem Recht Schutzsuchenden, die griechisches Territorium erreichen, ein Asylverfahren ermöglichen, missachtet dieses Gesetz allerdings seit Jahren. «Dieses Vorgehen ist ein Bruch mit allen Werten, die wir in der Europäischen Union vertreten», sagte die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Luise Amtsberg, den Reportern der Recherche-Gruppe. Die Praxis sei an Abgründigkeit und Perfidität nicht zu überbieten.

Der Europarat hatte im April eine bedeutende Zunahme der widerrechtlichen Zurückweisungen von Asylsuchenden in europäischen Ländern angeprangert. Diese Menschenrechtsverstösse seien zu einem «systematischen, paneuropäischen Problem» geworden. Demnach ist in einigen Ländern auch der Einsatz von Gewalt gegen Migranten an der Tagesordnung.

(AFP)

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