Das war der letzte öffentliche Auftritt von Ismail Hanija
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Wenige Stunden vor Attentat:Das war der letzte öffentliche Auftritt von Ismail Hanija

Wichtiges Hamas-Mitglied bei Luftangriff auf Teheran getötet
«Feige Tat, die nicht ungestraft bleiben wird»

Der Hamas-Chef Ismail Hanija ist tot. Das bestätigen sowohl die iranischen Revolutionsgarden als auch die Hamas selbst. Was ist über das mutmassliche Attentat bekannt?
Publiziert: 31.07.2024 um 07:13 Uhr
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Aktualisiert: 31.07.2024 um 10:03 Uhr
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Ismail Hanija, einer der wichtigsten Hamas-Mitglieder, ist tot.
Foto: keystone-sda.ch
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Melissa MüllerRedaktorin News

Nur Stunden nachdem Israel in Beirut einen Luftanschlag auf einen Hisbollah-Kommandanten begonnen hat, gab es auch in der iranischen Hauptstadt einen Angriff. Dabei wurde Ismail Hanija (†62), einer der wichtigsten Anführer der Hamas, umgebracht. 

Das ist bisher bekannt

Die Iranischen Revolutionsgarden meldeten am frühen Mittwoch, dass Hanija zusammen mit einem seinem Leibwächter gegen 2.00 Uhr bei einem Luftanschlag in einer Residenz in Teheran ums Leben gekommen sein soll. Das bestätigten später sowohl das iranische Staatsfernsehen als auch die Hamas. Hanija habe vor seinem Tod an der Zeremonie zur Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian teilgenommen, erklärte die Hamas auf ihrem Telegram-Kanal.

Wer war Hanija?

Hanija war einer der ranghöchsten, von Israel seit Jahren gejagten Hamas-Chefs. Der Auslandschef war in den vergangenen Monaten an Waffenstillstandgesprächen involviert und wurde 2017 zum Leiter des politischen Flügels der Hamas gewählt. Neben Yayah Sinwar gilt er als einer der zwei wichtigsten Hamas-Mitglieder.

Bei dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober soll Hanija Israel zufolge massgeblich beteiligt gewesen sein. Ihm und weiteren Hamas-Mitglieder wurde deshalb ein Haftbefehl vom Internationalen Strafgerichtshof auferlegt.

In den vergangenen Jahren hielt Hanija sich wechselweise im Iran und in Katar auf. Geboren wurde er im Flüchtlingslager Shati in Gaza. Dorthin flohen seine Eltern zusammen mit 750'000 weiteren Palästinensern während der sogenannten Nakba in 1948, als der Staat Israel gegründet wurde. 

Was sagen die Hamas und ihre Verbündeten?

Die Hamas sprach nach Bekanntwerden von Hanijas Tod von einer «feigen Tat, die nicht ungestraft bleiben wird». Weitergehen drohte ein Hamas-Sprecher gegenüber Al Jazeera, die Gruppe werde «einen offenen Krieg führen, um Jerusalem zu befreien» und sei bereit, dafür «verschiedene Preise zu zahlen».

Auch der mit der Hamas eng verbündete palästinensische Dschihad äusserte sich zu dem Vorfall. «Dieses Attentat richtet sich nicht nur gegen den palästinensischen Widerstand und insbesondere gegen die Hamas, sondern auch gegen den Iran», so ein Sprecher gegenüber einem libanesischen Sender. «Israel steht am Rande des Zusammenbruchs und seine Reaktionen spiegeln Verwirrung und Unfähigkeit wider, eines seiner Ziele zu erreichen», fügt er hinzu. «Israel sieht sich zum ersten Mal in seiner Geschichte mit einem solchen Widerstand konfrontiert.»

Die Hisbollah veröffentlichten ebenso eine Mitteilung. Darin sprachen sie ihr «tiefstes Beileid zum Märtyrertum des grossen und aufrichtigen Führers und lieben Bruders» aus. Zudem betonte die Miliz, Hanijas Tod «wird die Entschlossenheit und Sturheit der Widerstandskämpfer in allen Bereichen des Widerstands verstärken.»

Wie reagieren die Palästinenser?

Gemäss lokalen Medien riefen palästinensische Gruppierungen in dem von Israel besetzten Westjordanland zu einem «umfassenden Streik» auf, um gegen die Ermordung zu protestieren. Die Streiks wurden in Städten wie Ramallah und Nablus ausgerufen. Zudem veröffentlichte die Universität von Nablus eine Erklärung, worin die «Aussetzung der Arbeitszeit» zum Trauern bekannt gegeben wurde. 

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilt die Tötung in einer Stellungnahme zudem als «feigen Akt». Der Leiter der palästinensischen Autonomiebehörde sprach von einer «gefährlichen Entwicklung». Der Generalsekretär der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Hussein Al-Scheik, schrieb auf der Plattform X zudem, seine Organisation verurteile «den Mord an dem nationalen Führer». Er sprach von der Notwendigkeit der Einigung der verschiedenen palästinensischen Gruppen und Fraktionen. Dasselbe forderte auch die palästinensische Fatah-Bewegung.

Was sagt der Iran?

Nasser Kanaani, Sprecher vom iranischen Aussenministerium, sagte, das «Blut des ermordeten Hamas-Führers Ismail Hanija» werde «niemals vergossen werden». Sein «Martyrium» werde «die tiefe und unzerbrechliche Verbindung zwischen Teheran, Palästina und dem Widerstand stärken». Der iranische Präsident warnte zudem: «Iran wird seine territoriale Integrität und Ehre verteidigen und dafür sorgen, dass die terroristischen Invasoren ihre feigen Taten bereuen.»

Was sagt Israel?

Das israelische Militär hat sich zunächst nicht zu dem Angriff geäussert. Auf Anfrage internationaler Medien hiess es, man werde keine Meldungen aus dem Ausland bestätigen. Kulturminister Amichay Eliyahu war dennoch der erste hochrangige Regierungsbeamte, der auf die Tötung von Hanija reagierte. Auf X schrieb er: «Dies ist der richtige Weg, die Welt von diesem Dreck zu reinigen.»

Was passiert jetzt?

Wie es nach der Hanija-Tötung weitergeht und was für Auswirkungen sein Tod für den Gaza-Krieg hat, ist noch unklar. Hanija war massgeblich bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe in Gaza beteiligt – wie es in dieser Hinsicht nun weitergehen wird, ist ungewiss.

Von den drei höchsten Mitgliedern der Hamas bleibt nun nur noch Sinwar übrig – auch der ranghohe Marwan Issa wurde bereits vor einigen Monaten getötet. Nur wenige Stunden vor dem Hanija-Angriff nahm Israel zudem in der libanesischen Hauptstadt Beirut einen ranghohen Hisbollah-Kommandant ins Visier. Sein Schicksal ist gemäss der Hisbollah noch unklar. Sowohl die Hamas als auch die Hisbollah werden vom Iran unterstützt. Ob die Gruppierungen sich nun rächen werden, wird sich zeigen. 

Wie reagiert die Welt?

Das türkische Aussenministerium verurteilte die Tötung und erklärte in einer Mitteilung, die Hanija-Ermordung zeige einmal mehr, dass die israelische Regierung nicht die Absicht habe, Frieden zu schaffen: «Dieser Angriff zielt auch darauf ab, den Krieg in Gaza auf eine regionale Dimension auszuweiten. Wenn die internationale Gemeinschaft keine Massnahmen ergreift, um Israel aufzuhalten, wird unsere Region mit viel grösseren Konflikten konfrontiert sein.» 

Najib Mikati, der Ministerpräsident vom Lebanon, sagte: «Wir verurteilen die Ermordung von Haniyeh und sehen in dieser Aktion eine ernsthafte Gefahr, den Kreis globaler Besorgnis und Gefahr in der Region zu erweitern.» Gleichermassen verurteilte das katarische Aussenministerium den «abscheulichen» Angriff. Russland und China sprachen sich auch gegen das Attentat aus.

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