Facebook hat die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica, der eine wichtige Rolle beim Wahlsieg von Donald Trump nachgesagt wird, ausgesperrt. Sie habe trotz früheren Zusicherungen bis 2015 gesammelte Daten über Facebook-Nutzer nicht gelöscht. Das erklärte das Online-Netzwerk als Begründung.
Cambridge Analytica soll der Trump-Kampagne entscheidend dabei geholfen haben, mit als Werbung geschalteten gezielten Botschaften bei Facebook seine Anhänger zu mobilisieren und zugleich potenzielle Wähler der Gegenkandidatin Hillary Clinton vom Urnengang abzubringen.
Whistleblower enthüllt Verbindung zu Wikileaks
Doch die Verstrickungen von Cambridge Analytica in den Wahlkampf sollen weit tiefer sein, als bis anhin vermutet. Das zeigen die neusten Enthüllungen. Ex-Mitarbeiter von Cambridge Analytica Christopher Wylie (28) hat der «New York Times» und der britischen Zeitung «Guardian» brisantes Material geliefert.
Gemäss Wylie zeigen die Dokumente, dass Cambridge Analytica der Enthüllungsplattform Wikileaks Hilfe bei der Verbreitung der gestohlenen E-Mails von Hillary Clinton angeboten habe. Sie waren nach Erkenntnissen westlicher Sicherheitsbehörden von russischen Hackern gestohlen worden und ihre Veröffentlichung trug mit dazu bei, dass Trump die US-Präsidentenwahl im November 2016 gewann.
Indes wurde das Facebook-Konto gesperrt von Christopher Wylie gesperrt, wie dieser am Sonntag auf Twitter schreibt. Am Montag wurden dem Whistleblower dann auch der Zugang zu Instagram und WhatsApp verweigert.
Grund für die Sperrung sind laut Facebook aber nicht seine Enthüllungen rund um seinen einstigen Arbeitgeber Cambridge Analytica. Vielmehr rügt Facebook Wylie dahingehend, dass auch er Verantwortung für den illegalen Abgriff von Nutzerdaten aus dem sozialen Netzwerk habe.
Facebook-Nutzer wurden mit App geködert
Über das generelle Ausmass des Datenzugriffs gibt es unterschiedliche Angaben. Die «New York Times» berichtete am Wochenende unter Berufung auf frühere Mitarbeiter von Cambridge Analytica, die Firma habe Zugriff auf Daten von mehr als 50 Millionen Facebook-Mitgliedern ohne deren Zustimmung erhalten.
Aus den Erklärungen von Facebook geht hervor, dass allerdings beim absoluten Grossteil dieser Nutzer nur Grund-Informationen zum Profil zugänglich gewesen seien. Vertieftes Wissen erhielt Cambridge Analytica laut Facebook aber über Menschen, die eine 270'000 Mal herungeladene Umfragen-App ausfüllten. Die scheinbar harmlose Umfrage mit dem Namen «thisisyoudigitallife» versprach Nutzern einen Persönlichkeitstest.
Facebook gibt Ausmass betroffener Nutzer nicht bekannt
Ihr Initiator, Professor Alexandr Kogan von der Cambridge-Universität, habe dafür von den Nutzern die Erlaubnis zum Zugriff auf ihre Informationen erhalten. Dann habe aber Kogan «uns belogen» und Daten an Cambridge Analytica und SCL sowie den Datenanalytiker Christopher Wylie weitergegeben, erklärte Facebook.
Zusätzlich zu den Informationen der Nutzer, die direkt an der Umfrage teilnahmen, bekam die App eingeschränkten Zugang zu Profildaten ihrer Facebook-Freunde, die entsprechend lockere Datenschutz-Einstellungen haben, erklärte das Online-Netzwerk.
Das ist in solchen Fällen bei Online-Plattformen oft üblich und könnte die Zahl von Millionen in Mitleidenschaft gezogenen Mitgliedern erklären. Es wären aber deutlich weniger wertvolle Informationen. Facebook machte seinerseits keine Angaben zur Gesamtzahl der betroffenen Nutzer. (rad/SDA)