Deshalb formieren sich jetzt auch kleinere Protestgruppen, die häufig den Ort wechseln. «Wir werden uns nicht zurückziehen, wir werden bis zum Ende gegen sie kämpfen», sagte Nyi Nyi Lin, ein 26-jähriger Demonstrant aus North Okkalapa im östlichen Teil von Yangon (früher: Rangun).
Erst vor wenigen Tagen waren in der Gemeinde mindestens sechs Demonstranten erschossen und mehr als zwei Dutzend weitere teils schwer verletzt worden. Trotz aller Risiken gingen am Dienstag auch wieder in zahlreichen anderen Landesteilen die Menschen auf die Strassen, darunter in der nördlichen Stadt Mandalay und in Myeik im Süden des früheren Birma. Dort sollen lokalen Medienberichten zufolge mindestens 40 Teilnehmer festgenommen worden sein.
Am Montag hatte es auch international grosse Sorge um Hunderte von Militär und Polizei eingekesselte Demonstranten im Viertel Sanchaung in Yangon gegeben. Die grösste Stadt Myanmars ist einer der Hotspots der Proteste.
Sicherheitskräfte nahmen in der Nacht zum Dienstag rund zwei Dutzend Menschen fest, die zuvor in Sanchaung in umliegenden Häusern Schutz gesucht hatten. Am Abend habe die Polizei die Leute immer heftiger bedroht und beschimpft und auch Schüsse abgefeuert, sagte die Augenzeugin Shar Yahmone. «Dann sind sie in einige Häuser eingedrungen und haben Demonstranten festgenommen, bevor sie gegen 3.00 Uhr morgens abgezogen sind.» Lokalen Medienberichten zufolge sollen mindestens 27 Menschen inhaftiert worden sein.
Die Vereinten Nationen und die Europäische Union hatten zuvor eine sofortige Deeskalation der bedrohlichen Lage gefordert.
In dem südostasiatischen Land hatte die Armee Anfang Februar die gewählte Regierungschefin Aung San Suu Kyi aus dem Amt geputscht. Als Grund gab sie angebliche Unregelmässigkeiten bei der Parlamentswahl im November an, die die beliebte Suu Kyi klar gewonnen hatte. Seither kommt es immer wieder zu Massenprotesten. Die USA und Grossbritannien haben Sanktionen gegen die Generäle verhängt, auch der UN-Sicherheitsrat hat schon mehrmals getagt - bisher zeigten aber alle Appelle und Drohungen keine Wirkung beim Militär.
Die Sicherheitskräfte gehen seit Wochen mit zunehmender Härte vor und schiessen auch mit scharfer Munition. Schätzungen der Gefangenenhilfsorganisation AAPP zufolge sollen bereits mehr als 60 Menschen getötet worden sein. Etwa 1850 wurden zumindest vorübergehend festgenommen, darunter auch viele Journalisten. Am Montag hatte die Junta fünf führenden Medienunternehmen die Lizenz entzogen und Razzien durchgeführt. Auch am Dienstag wurden wieder mehrere Journalisten inhaftiert.
(SDA)