DNA-Spuren führen in vielen Mord- und Vergewaltigungsfällen zum Täter. Aber nicht immer. Denn obwohl der Tatort voller DNA des Täters sein kann, kann diese nicht zwingend einer Person zugeordnet werden. In der Schweiz gibt es seit dem 1. August eine Hürde weniger für Ermittler: Kriminologen dürfen ab jetzt ein DNA-Profil erstellen. Das gibt Hoffnung für Cold Cases in der Schweiz.
Doch was ändert sich genau? Aus einer DNA-Spur kann das mögliche Geschlecht, das Alter, die Haar- oder die Hautfarbe herausgelesen werden. Damit kann das mögliche Aussehen eines Täters bestimmt werden. Wenn die DNA-Datenbank keinen Treffer liefert, könnte das neue DNA-Profilgesetz den Ermittlern weiterhelfen und die Suche voranbringen. In der Vergangenheit wurden Täter dadurch bereits überführt.
Mehr zum neuen DNA-Gesetz
Zweifachmord in Pennsylvania
2009 wurden Christine M.* (†22) und Beatrice D.* (†31) tot in einem Wohnblock gefunden. Beide lagen mit Schusswunden in ihrem Bett. 13 Jahre stand die Polizei vor einem Rätsel. 2016 durften die Ermittler ein phänotypisches Bild mit den DNA-Spuren erstellen. Dabei kam heraus: Bei dem Täter handelt es sich vermutlich um einen Afroamerikaner mit grünen Augen. Mit dieser Beschreibung konnte ein Mann gefunden werden, der schon einmal als Verdächtiger befragt wurde und der eine Waffe besass. 2018 wurde er festgenommen.
Mord an Mutter und Kind in Columbia
Der Mord an Candra A.* (†25) und ihrer Tochter (†3) im amerikanischen Bundesstaat South Carolina sorgte für Entsetzen. Die Mutter wurde mit einem Schuss getötet, das Kind niedergestochen. In der Wohnung in der Stadt Cloumbia gab es keine Anzeichen für gewaltsamen Eintritt, weswegen die Ermittler davon ausgingen, dass A. den Täter kannte. Die Befragung von 200 Menschen im Bekanntenkreis brachte keinen Verdächtigen hervor. Die DNA-Phänotypisierung schon: 2013 wurde ein Profil des Täters erstellt. Es blieben vier Verdächtige, die infrage kommen könnten. 2017 führte ein weiterer DNA-Test dann zum mutmasslichen Täter, der verhaftet wurde.
«Kleine Märtyrerin der A10» in Frankreich
1987 wurde eine zerstückelte Leiche eines drei- bis fünfjährigen Mädchens in einem Graben an der Autobahn A10 in Frankreich gefunden. Über 30 Jahre wusste keiner, wer das Kind ist und wer es getötet hat. Der schockierende Fund sorgte weltweit für Schlagzeilen. In den Medien wurde das Kind «kleine Märtyrerin der A10» genannt. Doch die grossangelegten Ermittlungen führten zu nichts. 2016 konnte die Kombination mehrerer DNA-Techniken schliesslich zu den Eltern des Kindes führen. Der Bruder des getöteten Mädchens wurde wegen einer unabhängigen Straftat in der Datenbank erfasst und dadurch konnten die Eltern ausfindig gemacht werden. Die Spuren am Mädchen stimmten mit der DNA der Eltern überein.
Golden State Killer in Kalifornien
In den 70er und 80ern ereignete sich in verschiedenen Teilen von Kalifornien eine schreckliche Mord- und Vergewaltigungsserie. Erst vier Jahrzehnte später konnte Joseph James DeAngelo (77) für diese Verbrechen verurteilt werden. Die Ermittler überführten ihn nicht mit phänotypischen Merkmalen, sondern durch Ahnenforschung. Durch die DNA eines Verwandten konnte DeAngelo festgenommen werden. Der Angeklagte hatte sich vor Gericht wegen 13 Morden und Dutzenden Vergewaltigungen schuldig bekannt und kassierte eine lebenslängliche Haftstrafe.
Studentenkiller von Idaho
Im amerikanischen Bundesstaat Idaho wurden im November 2022 drei Studentinnen und ein Student mit Messerstichen auf dem Campus in der Stadt Moscow getötet. Die DNA-Spuren am Messer ergab eine Übereinstimmung mit einem entfernten Cousin des Täters. Ein weiterer DNA-Test zeigte Übereinstimmungen mit den Spuren vom Tatort: Doktorand Bryan K. wurde im Dezember 2022 für den Vierfachmord verhaftet. Dieser Fall zeigt, dass die DNA auch für aktuelle Fälle von Bedeutung ist.
*Name geändert