Die Erderwärmung sei eine der grössten Herausforderungen für die Gesellschaft und die globale Gemeinschaft, heisst es in dem am Mittwoch veröffentlichten Apostolischen Schreiben «Laudate Deum» (Lobet Gott). «Mit der Zeit wird mir klar, dass wir nicht genügend reagieren, während die Welt, die uns umgibt, zerbröckelt und vielleicht vor einem tiefen Einschnitt steht», schrieb das Oberhaupt der katholischen Kirche.
Die Situation werde immer dringlicher und die Sorge um das gemeinsame Haus immer grösser, erklärte der Papst. Nötig sei daher ein Umdenken der Menschen und vor allem der Politik. «Hören wir endlich auf mit dem unverantwortlichen Spott, der dieses Thema als etwas bloss Ökologisches, «Grünes», Romantisches darstellt, das oft von wirtschaftlichen Interessen ins Lächerliche gezogen wird.»
Er erteilte Leugnern des Klimawandels eine klare Absage. Es fehle nicht an Menschen, die die Beobachtungen der Experten kleinredeten. Aber: «Wie sehr man auch versuchen mag, sie zu leugnen, zu verstecken, zu verhehlen oder zu relativieren: Die Anzeichen des Klimawandels sind da und treten immer deutlicher hervor.»
Das nun publizierte Schreiben «Laudate Deum» ist als Aktualisierung der viel beachteten Umwelt-Enzyklika «Laudato Si'» aus dem Jahr 2015 zu verstehen. Eine Enzyklika ist eines der wichtigsten Lehrschreiben der katholischen Kirche. In «Laudato Si'» rief Franziskus zu einer «ökologischen Umkehr» und mehr Klimaschutz auf und prangerte Umweltzerstörung, soziale Ungerechtigkeiten und Konsumrausch an.
Konkret fordert der 86 Jahre alte Franziskus die internationale Politik zu einem neuen Multilateralismus auf. Der Klimawandel betreffe die ganze Welt - eine globale Zusammenarbeit sei nötig, die nicht von wechselnden politischen Umständen oder den Interessen einiger weniger abhänge. Auch die menschliche Macht sollte überdacht werden. Die Welt sei kein Objekt der Ausbeutung und ungezügelten Nutzung. Man müsse anerkennen, dass «unsere Macht und der Fortschritt, den wir erzeugen, sich gegen uns selbst richten».
Eine praktische Massnahme sei demnach der Übergang zu erneuerbaren Energieformen. Bei der grossen Energiewende sieht der Papst vor allem den Westen in der Pflicht. Eine umfassende Veränderung des unverantwortlichen Lebensstils, der mit dem westlichen Modell verbunden ist, hätte demnach eine bedeutende langfristige Wirkung. Denn in diesem Rahmen werden nach seinen Worten Millionen arme Menschen ausgebeutet, die unter dem Klimawandel am meisten litten.
Die globale Durchschnittstemperatur hat sich insbesondere in den vergangenen Jahrzehnten deutlich erhöht. Seit den 1980er Jahren ist sie um fast 0,2 Grad Celsius pro Jahrzehnt gestiegen und liegt derzeit etwa 1,2 Grad über dem Niveau von 1850 bis 1900. Die zehn wärmsten Jahre traten alle seit 2010 auf.
Der Umwelt- und Klimaschutz erfordere die Beteiligung aller, sagte der Papst. «Niemand rettet sich allein», sagte Franziskus weiter. Das Engagement von Klimaaktivisten sieht er dabei positiv. Sogenannte radikalisierte Gruppen zögen mit Aktionen die Aufmerksamkeit auf sich - damit füllten sie jedoch eine Lücke in der Gesellschaft, die einen gesunden «Druck» brauche. «Es liegt an jeder Familie, zu bedenken, dass die Zukunft ihrer Kinder auf dem Spiel steht.»
(SDA)