Sie kamen im Schutz der Dunkelheit. Die Mission der israelischen Armee: eine historische Evakuierungsaktion. Die Streitkräfte retteten in der Nacht auf gestern rund 800 Mitglieder der Weisshelme und deren Familien.
Es war ein Wettlauf gegen die Zeit. Die Aktivisten und ihre Angehörigen wurden in den letzten Wochen immer weiter in den Süden Syriens gedrängt. Mit jedem Tag, an dem die syrische Armee und ihr Bündnispartner Russland vorrückten, wurde wahrscheinlicher, dass die Weisshelme in die Hände des Regimes fallen würden.
Weisshelme im Fokus von Assad
Die Weisshelme (bestehend aus Ärzten, Feuerwehrmännern, Sanitätern und freiwilligen Helfern) sind Machthaber Bashar al-Assad schon lange ein Ärgernis. Mit ihren öffentlichkeitswirksamen Rettungsaktionen in bombardierten Gebäuden werfen die Aktivisten ein grelles Licht auf die Bürgerkriegsgräuel. Der Diktator wirft der Gruppe zudem vor, die Rebellen zu unterstützen und komplett vom Ausland gesteuert zu werden. Umso konkreter waren dann auch die Todesdrohungen des Regimes, das im Zuge seiner Offensive im Süden nicht nur die Rebellen als Ziel sah, sondern auch die Weisshelme.
Vor zehn Tagen spitzte sich die Lage weiter zu. Via Mittelsmännern schlugen die belagerten Weisshelme Alarm. Es herrsche «Gefahr für Leib und Leben». Ein Bündnis aus USA, Kanada, Grossbritannien, Deutschland und weiteren europäischen Ländern arbeitete zusammen mit Israel an einer humanitären Lösung. In Nachtsitzungen wurde der verwegene Plan geschmiedet. Knackpunkt dabei: Jordanien. Das Königreich musste den Weisshelmen unbürokratisch die Durchreise genehmigen. Schliesslich, grünes Licht und der nervenaufreibende Einsatz.
Konvoi aus Bussen, Asyl auch in Deutschland
Mit einem Grosskonvoi an Bussen wurden die Syrer aus dem Gefahrengebiet nach Israel gebracht – auch die Frage einer neuen Heimat wurde schon geklärt. Der deutsche Aussenminister Heiko Maas bestätigte der «Bild»-Zeitung die Aufnahme von syrischen Weisshelm-Rettern: «Es ist ein Gebot der Menschlichkeit, dass viele dieser mutigen Ersthelfer nun Schutz und Zuflucht finden, einige davon auch in Deutschland.»
Auch seine kanadische Amtskollegin Chrystia Freeland erklärte, dass sie sich für die Weisshelme und ihre Familien starkmachen werde. «Wir sind stolz, die Ausbildung der Ersthelfer finanziell zu unterstützen und empfinden eine tiefe moralische Verpflichtung gegenüber diesen Menschen, die Tapferkeit und Selbstlosigkeit bewiesen haben.»
Die Weisshelme sind eine private syrische Zivilschutzorganisation. Wenn syrische Regierungstruppen oder russische Einsatzkräfte in Rebellengebieten Bomben abwerfen, sind die Weisshelme sofort zur Stelle: Sie graben teilweise mit blossen Händen die Verschütteten aus, löschen Feuer oder bringen Verletzte ins Spital. Berühmt ist das Video von der Rettung eines Neugeborenen aus einem Schutthaufen. Oder auch das Foto vom verletzten, traumatisierten Buben, der in einer Notaufnahme sitzt. Seit 2013 haben die Weisshelme nach eigenen Angaben etwa 90'000 Menschen aus zerbombten Häusern geborgen.
Gegründet wurden die Weisshelme 2012 vom britischen Ex-Geheimdienstmitarbeiter James Le Mesurier. Geleitet wird die Zivilschutzorganisation von Raed Saleh. Laut seinen Angaben gehören fast 3000 Mitglieder zu den freiwilligen Helfern, und sie operieren von mehr als 100 Standorten aus. Finanziert werden die Helfer mit Spendengeldern. Der grösste Geldgeber: USAID, eine unabhängige Behörde unter Aufsicht des US-Aussenministeriums.
Die Organisation erhielt 2016 den alternativen Friedensnobelpreis. Im selben Jahr erschien auch die Netflix-Doku «Die Weisshelme», die einen Oscar einheimste.
Es gibt aber auch Zweifel an der Intention der Weisshelme. So operiert die Organisation nur in von Rebellen kontrollierten Gebieten. Kritiker sprechen sogar von «inszenierten» Einsätzen – um internationale Interventionen gegen die syrische Regierung zu provozieren. Zudem gibt es Hinweise, die darauf hindeuten, dass Mitglieder der Weisshelme direkte Verbindungen zu Al Nusra und dem IS pflegen. Weisshelme schwangen schon vor Kameras die IS-Fahne. Im Weisshelm-Hauptquartier in Aleppo soll auch IS-Propaganda hängen. Besonders die Enthüllungsjournalistin Vanessa Beeley versucht seit Jahren, die Verbindungen zu Terroristen aufzuzeigen. Céline Trachsel
Die Weisshelme sind eine private syrische Zivilschutzorganisation. Wenn syrische Regierungstruppen oder russische Einsatzkräfte in Rebellengebieten Bomben abwerfen, sind die Weisshelme sofort zur Stelle: Sie graben teilweise mit blossen Händen die Verschütteten aus, löschen Feuer oder bringen Verletzte ins Spital. Berühmt ist das Video von der Rettung eines Neugeborenen aus einem Schutthaufen. Oder auch das Foto vom verletzten, traumatisierten Buben, der in einer Notaufnahme sitzt. Seit 2013 haben die Weisshelme nach eigenen Angaben etwa 90'000 Menschen aus zerbombten Häusern geborgen.
Gegründet wurden die Weisshelme 2012 vom britischen Ex-Geheimdienstmitarbeiter James Le Mesurier. Geleitet wird die Zivilschutzorganisation von Raed Saleh. Laut seinen Angaben gehören fast 3000 Mitglieder zu den freiwilligen Helfern, und sie operieren von mehr als 100 Standorten aus. Finanziert werden die Helfer mit Spendengeldern. Der grösste Geldgeber: USAID, eine unabhängige Behörde unter Aufsicht des US-Aussenministeriums.
Die Organisation erhielt 2016 den alternativen Friedensnobelpreis. Im selben Jahr erschien auch die Netflix-Doku «Die Weisshelme», die einen Oscar einheimste.
Es gibt aber auch Zweifel an der Intention der Weisshelme. So operiert die Organisation nur in von Rebellen kontrollierten Gebieten. Kritiker sprechen sogar von «inszenierten» Einsätzen – um internationale Interventionen gegen die syrische Regierung zu provozieren. Zudem gibt es Hinweise, die darauf hindeuten, dass Mitglieder der Weisshelme direkte Verbindungen zu Al Nusra und dem IS pflegen. Weisshelme schwangen schon vor Kameras die IS-Fahne. Im Weisshelm-Hauptquartier in Aleppo soll auch IS-Propaganda hängen. Besonders die Enthüllungsjournalistin Vanessa Beeley versucht seit Jahren, die Verbindungen zu Terroristen aufzuzeigen. Céline Trachsel
Seit 2011 tobt der syrische Bürgerkrieg zwischen dem Assad-Regime und verschiedenen Rebellen-Gruppen. Dort engagieren sich auch ausländische Mächte, allen voran Russland und die USA oder die Türkei.
Seit 2011 tobt der syrische Bürgerkrieg zwischen dem Assad-Regime und verschiedenen Rebellen-Gruppen. Dort engagieren sich auch ausländische Mächte, allen voran Russland und die USA oder die Türkei.