Hochwirksam – doch unbeliebt: Das ist der Astrazeneca-Impfstoff. Laut dem Robert Koch-Institut wurden bis Mittwoch zwar deutschlandweit 1,06 Millionen Dosen des Vektorimpfstoffs geliefert, aber erst rund 271'000 verspritzt.
Damit der Impfstoff nicht verfällt, werden nun Lehrer und Erzieher bevorzugt. Sie wurden in die Prioritätsgruppe 2 hochgestuft – bereits seit Mittwoch dürfen die Bundesländer Beschäftigte in Kitas, in der Kindertagespflege, in Grund- und Förderschulen impfen.
«Ich habe nur grünes Licht gegeben, weil der Astrazeneca-Impfstoff von den Empfängern nicht so abgerufen wird, wie er es verdient hat», sagte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (72, Grüne) am Dienstag bei einer Pressekonferenz.
Hoffnungsträger wurde zum Ladenhüter
Nachdem Südafrika die Verteilung wegen der dort dominanten Virus-Variante gestoppt hat, die Zulassung in Deutschland nur für U65-Jährige erfolgt ist und sich Berichte über (unbedenkliche) Impfreaktionen mehren, wird der Hoffnungsträger offenbar zum Ladenhüter. In Köln etwa wurden am Dienstag laut einem Bericht des WDR 380 von 500 Impfterminen kurzfristig abgesagt.
Doch was, wenn auch die Lehrer nicht wollen? Das wäre ein Problem für Deutschland und möglicherweise auch für andere europäische Länder – schliesslich hat die EU bei ihrer Impfkampagne grossflächig auf den Vektorimpfstoff gesetzt, der von der Universität Oxford und dem britisch-schwedischen Arzneimittelkonzern Astrazeneca entwickelt wurde. Studien geben die Wirksamkeit nach der zweiten Dosis mit 82 bis 84 Prozent an.
Zudem verhindert Astrazeneca offenbar massiv schwere Verläufe. Eine noch nicht finale Studie der Universität Edinburgh zeigte zudem, dass das Risiko für Geimpfte, wegen Covid-19 ins Spital zu müssen, vier Wochen nach der ersten Impfung um 94 Prozent zurückging. Auch gegen die britische Virus-Variante B117 zeigt der Impfstoff eine gute Wirksamkeit. Lediglich gegen die in Südafrika dominante Virus-Variante ist der Impfstoff offenbar weniger wirksam.
In der Schweiz sind bislang nur mRNA-Impfstoffe zugelassen
In der Schweiz ist der Astrazeneca-Impfstoff bislang noch nicht zugelassen. BAG-Vize-Direktorin Nora Kronig (40) hat allerdings Gerüchte dementiert, wonach das BAG vom Kaufvertrag für 5,3 Millionen Dosen des Astrazeneca-Impfstoffs zurücktreten wolle. Ein Rücktritt solle allenfalls geprüft werde, wenn Astrazeneca durchfallen sollte.
Beide in der Schweiz zugelassenen Impfstoffe basieren auf der mRNA-Technologie. Von den Herstellern Moderna und Biotech/Pfizer hat der Bund 16,3 Millionen Dosen bestellt. (kin)