Weil sie die Neue vom Ex auf Facebook ein «Pferd» nannte
Britischer Touristin drohen zwei Jahre Dubai-Knast

Sie beleidigte die neue Freundin ihres Ex-Mannes auf Facebook. Jetzt wurde Britin Laleh Sharavesh (55) in Dubai verhaftet und festgehalten. Ihre Tochter muss sich zuhause in London derweil allein durchkämpfen.
Publiziert: 08.04.2019 um 14:34 Uhr
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Aktualisiert: 09.04.2019 um 16:17 Uhr
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Laleh Sharavesh (55) und ihre Tochter Paris (14), als sie noch vereint waren.
Foto: Detained in Dubai

Seit über einem Monat wird Britin Laleh Sharavesh (55) in Dubai festgehalten. Die Mutter sollte sich eigentlich zu Hause in London um ihre Tochter Paris (14) kümmern. Doch ohne Pass oder Geld und mit Gerichtsverfahren am Hals stehen ihre Chancen auf eine Rückkehr schlecht. Und das alles nur, weil sie eine Frau auf Facebook als «Pferd» bezeichnete.

Gemeinsam mit ihrem Ehemann Pedro lebte Sharavesh schon vor einigen Jahren in der Vereinigten Arabischen Emirate. Er arbeitete dort, sie kehrte einige Monate vor ihm in die Heimat England zurück. Eines Tages fand die Mutter plötzlich die Scheidungspapiere im Briefkasten. Ihr Mann hatte sie und die gemeinsame Tochter für eine junge Tunesierin verlassen.

Die Neue vom Ex hatte sie verpetzt

Sharavesh, geschockt, schrieb auf Facebook: «Ich hoffe, du gehst unter die Erde, du Idiot. Verdammt, du hast mich für dieses Pferd verlassen.» Dieser Post von 2016 sollte sie drei Jahre später in den Knast bringen.

In diesem Frühling starb ihr Ex-Ehemann Pedro. Am 10. März 2019 reisten Mutter und Tochter deshalb nach Dubai, um an der Beerdigung teilzunehmen. Doch schon am Flughafen klickten die Handschellen. Die neue Frau ihres Mannes hatte Sharavesh wegen ihrer Facebook-Posts bei der Polizei gemeldet.

Die Behörden nahmen ihr den Pass weg. Nach dem geplanten Aufenthalt von fünf Tagen musste Paris zurück nach London reisen. «Es bricht mir das Herz, von ihr getrennt zu sein», sagt Sharavesh zu «Express».

«Mein Leben ist ein Trümmerfeld»

Sie könne nicht mehr Essen oder schlafen, habe ständig nur Angst. «Ich bin wegen des Stresses zwei Kleidergrößen runtergegangen. Und meine Tochter schreit sich jede Nacht in den Schlaf. Wir haben ein so enges Verhältnis, besonders seit ihr Vater uns verlassen hat und wir nur noch einander haben», erzählt die Britin verzweifelt.

Es kommt noch schlimmer: Sharavesh steht ein Prozess bevor, ihr drohen zwei Jahre Haft und eine Busse von umgerechnet 65'000 Franken. «Mein Leben ist ein Trümmerfeld. Ich habe kein Geld mehr. Jeder Rappen ging für mein Hotelzimmer hier drauf. Mein Job zuhause bin ich auch los und unser Vermieter in London möchte die Wohnung kündigen, weil ich die Miete nicht mehr bezahlen kann.» Die Situation scheint ausweglos.

Ähnlich geht es einer Iman Gustafsson (42) aus dem Kanton Zug. Sie sitzt seit September 2017 in Dubai fest, auch ihr Pass wurde wegen eines Gerichtsverfahrens eingezogen. Ihr wird vorgeworfen, unverheiratet mit einem Iraker geschlafen zu haben, was gegen die Sharia verstossen würde. 

Auch Schweizerin wird festgehalten

Zwar kam beim Prozess heraus, dass es zwischen den beiden nie zum Sex gekommen war – der Iraker hatte die Geschichte nur erfunden. Trotzdem muss Gustafsson ausharren, wie «Watson» berichtet. Ihren Pass bekommt sie nämlich erst zurück, sobald sie eine Busse von 2000 Franken bezahlt hat. Das Geld hat die Schweizerin zurzeit nicht.

Seit die Vereinigte Arabische Emirate ihre Gesetzgebung bezüglich Internetkriminalität verschärft haben, warnen Experten vor der Reise. Radha Stirling, Präsidentin der Menschenrechtsorganisation Detained In Dubai sagt: «Die Gesetze werden willkürlich durchgesetzt und fast jeden Besucher potenziell zum Verbrecher gemacht.»

Stirling wird Laleh Sharavesh vor Gericht verteidigen. Hoffnung hat die Britin kaum mehr. Ihre Tochter Paris hat derweil einen Brief an den Herrscher von Dubai, Scheich Mohammed geschrieben und um die Freilassung ihrer Mutter gebeten. Bisher kam noch keine Antwort. (hah) 

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