Schon fast 600 Straftaten gehen aufs Konto der «Letzten Generation». Doch so gut gefüllt wie die Strafauszüge scheinen die Bankkonten der Klima-Aktivisten nicht zu sein. Denn Moritz Riedacher (26) braucht wieder finanzielle Unterstützung. Der 26-Jährige bettelt auf der Crowdfunding Plattform Gofundme um Geld. Die Kosten für Strafbefehle und Verurteilungen würden sich auf zirka 18'000 Euro (umgerechnet 17'500 Franken) belaufen, wie er schreibt. «Diese kann ich nicht aus eigener Kraft bezahlen.»
Deshalb sollen jetzt andere blechen. Und das nicht zum ersten Mal: Bereits Ende Mai hat Riedacher über 2500 Euro gesammelt, um damit Strafen zu begleichen. Auch die aktuelle Spendenaktion stösst auf reges Interesse.
Unter dem Spendenaufruf und dem dazugehörigen Instagram-Video hagelt es Kommentare. Die Meinungen über den Aufruf gehen dabei weit auseinander. Während sich einige beim Aktivisten bedanken und ihm alles Gute wünschen, reagiert die Mehrheit mit Unverständnis.
«Es gibt da was, das könnte dir bei deinen Geldstrafen helfen. Das nennt sich ‹Arbeiten›»
Bei seinem privaten Konto wurde die Kommentarfunktion mittlerweile gesperrt. Auf dem offiziellen Kanal der «Letzten Generation» schreibt ein User: «Lieber Moritz. Es gibt da was, das könnte dir bei deinen Geldstrafen helfen. Das nennt sich ‹Arbeiten›». Andere fordern ihn dazu auf, für seine Handlungen Verantwortung zu übernehmen.
Im Text zu seiner Kampagne schreibt er: «Die Konsequenzen, die ich durch meinen Einsatz für den Klimaschutz tragen muss, sind mir zuvor bekannt gewesen, und ich übernehme auch die Verantwortung dafür.» Weit reicht dieser Wille aber nicht: Seine Strafen im Gefängnis abzusitzen, das wolle er lieber vermeiden.
Studium abgebrochen, um Vollzeit-Aktivist zu sein
Seine Chancen, nicht ins Gefängnis zu müssen, stehen gut. Trotz vieler böser Kommentare haben Stand Montagvormittag bereits 311 Personen zwischen 5 und 500 Euro für den Aktivisten gespendet. Über 9000 Euro sind so bereits zusammengekommen.
Moritz Riedacher ist mittlerweile Vollzeit-Klima-Kleber. «Das Journalismus-Studium habe ich abgebrochen. Ich bin jetzt Vollzeit-Aktivist», sagte er Ende Mai zur «Bild». In Deutschland erhalten Klima-Kleber bis zu 1300 Euro im Monat. Zusätzlich bekomme er finanzielle Unterstützung von seiner Familie.
In seinem Spendenaufruf erklärt der Aktivist, warum er diese Strapazen auf sich nimmt: «Ich möchte zu den Menschen gehören, die später einmal sagen können: Ja. Ich habe tatsächlich alles in meiner Macht Stehende getan, um die Katastrophe noch aufzuhalten. Ich bin für die Gerechtigkeit aufgestanden, als es kein anderer tat. Weil ich wusste, dass es das Richtige ist.»