Das FBI hat in New York einen mutmasslichen russischen Spion festgenommen. Der 39-Jährige werde noch am Montag zu einer ersten Anhörung vor einem Bundesgericht in Manhattan erscheinen, teilten die US-Justizbehörden mit.
Der Mann soll versucht haben, als Mitarbeiter einer russischen Bank in Manhattan Informanten anzuwerben und Wirtschaftsspionage zu betreiben. Ihm drohen bei einer Verurteilung 15 Jahre Gefängnis.
USA demonstriert Entschlossenheit
Dem Spionagering sollen den Angaben zufolge zwei weitere Russen angehört haben, die nicht mehr in den Vereinigten Staaten leben. Der 40-Jährige und der 27-Jährige, die als russische Diplomaten in New York Immunität genossen hatten, wurden wegen ihrer mutmasslichen Rolle bei der Verschwörung in Abwesenheit angeklagt.
US-Justizminister Eric Holder erklärte, die Festnahme zeige die Entschlossenheit der USA beim Vorgehen gegen ausländische Geheimdienstagenten - «egal wie gut ihre Tarnung ist».
Mysteriöse Dinge übergeben
Das Trio kommunizierte angeblich über verschlüsselte Mitteilungen. Zwischen März 2012 und September 2014 zählte das FBI nach eigenen Angaben Dutzende konspirative Treffen, bei denen der 39-Jährige seinen beiden Kontaktmännern eine Tüte, eine Zeitschrift oder ein Stück Papier übergeben habe.
Die Schlinge um den mutmasslichen Spion zog sich enger, als die Bundespolizei vergangenen Sommer einen verdeckten Ermittler auf ihn ansetzte. Der FBI-Mitarbeiter gab sich demnach als Vertreter eines reichen US-Investoren aus, der in Russland den Bau von Casinos plane.
USA ist nachtragend wegen Snowden
Die Beziehungen zwischen Washington und Moskau sind so gespannt wie seit dem Kalten Krieg nicht mehr. Grund ist vor allem der Ukraine-Konflikt. Die USA werfen Russland vor, die frühere Sowjetrepublik gezielt zu destabilisieren und die Separatisten in der Ostukraine militärisch zu unterstützen.
Für Unmut sorgt in Washington auch, dass Russland dem früheren US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden Asyl gewährt hat. Snowden hatte die massiven Spähprogramme des US-Geheimdienstes NSA ans Licht gebracht.
Im Jahr 2010 hatten die US-Behörden bereits einen russischen Geheimdienstring in New York zerschlagen. Das öffentliche Interesse konzentrierte sich damals vor allem auf die Spionin Anna Chapman, die im Zuge eines Agentenaustauschs nach Russland zurückkehren konnte.
In ihrer Heimat stieg sie zur Prominenten auf: Die attraktive rothaarige Frau posierte unter anderem für ein Männermagazin und moderierte eine Fernsehsendung. (SDA)