Auf das Auto des Fussballprofi - er gilt als Kritiker der türkischen Regierung - seien kurz vor Mitternacht auf der A4 mehrere Schüsse abgegeben worden, sagte Staatsanwältin Katja Schlenkermann am Montag. «Wir ermitteln in alle Richtungen.» Eine politisch motivierte Tat sei nicht auszuschliessen.
Der aus Düren stammende frühere Spieler der deutschen U21-Nationalmannschaft vermutet hinter dem Angriff einen politischen Hintergrund. In der Online-Ausgabe der «Welt» sprach Naki von einem Mordanschlag. «Ich hätte sterben können. Und es hat ja nicht viel dazu gefehlt.» Er habe Todesangst gehabt. Die Schüsse seien aus einem Kombi abgefeuert worden, zwei Kugeln hätten sein Auto «in der Mitte am Fenster» und «nahe den Reifen» getroffen.
«Eine laufende Zielscheibe»
Er gehe davon aus, dass ein Agent des türkischen Geheimdienstes dahinterstecken könnte «oder ein anderer, dem meine politische Haltung nicht passt.» Dem «Spiegel»-Jugendmagazin «bento» sagte der Fussballer, in der Türkei sei er «eine laufende Zielscheibe, weil ich mich pro-kurdisch äussere». Der Profi - einst beim FC St. Pauli und SC Paderborn unter Vertrag - spielt aktuell beim Drittligisten Amed SK in der Kurdenmetropole Diyarbakir.
Die technischen Untersuchungen am beschädigten Auto des Sportlers dauerten an, schilderte die Staatsanwältin. Der Fussballer werde zeitnah vernommen. «Das einzige ganz Klare ist bisher, dass Herr Naki unverletzt geblieben ist.» Dessen Hinweise auf einem politischen Hintergrund nehme man sehr ernst.
Zu 18 Monate verurteilt
Der gebürtige Dürener war im Frühjahr 2017 von einem türkischen Gericht wegen «Terrorpropaganda» für die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK zu einer Bewährungsstrafe von rund 18 Monaten verurteilt worden. Sein Anwalt kritisierte die Entscheidung als «willkürlich».
Die «Zeit» hatte Deniz Naki einst als «Deniz Yücel des Fussballs bezeichnet» - die «politische Justiz» in der Türkei mache auch vor Fussballern nicht halt. Für Ankara sei er «Staatsfeind», in der kurdischen Bevölkerung werde er verehrt. Naki hatte mehrfach über Attacken auf ihn, das Team und den Vorstand des kurdischen Vereins berichtet.