Weil er eine E-Zigi in den Fingern hält
Hier erschiesst die Polizei Alfred Olango (†38)

Nach tagelangen Protesten wegen dem Tod eines Schwarzen durch Polizeischüsse in Kalifornien hat die Polizei gestern Videoaufnahmen von dem Vorfall veröffentlicht.
Publiziert: 01.10.2016 um 13:50 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 15:15 Uhr

Seine Schwester rief die Polizei, um Alfred Olango (†38) zu helfen. Doch die Beamten streckten ihn nieder – mit vier Schüssen. Weil er eine E-Zigarette in den Händen hatte.

Die Polizei hat nun Videomaterial veröffentlicht, auf dem die Tötung des 38-Jährigen auf einem Parkplatz in El Cajon, einem Vorort der US-amerikanischen Stadt San Diego, zu sehen ist. Es handelt sich um die Aufnahme einer Überwachungskamera und um ein Handy-Video.

Foto: AP

Die Polizei will mit der Veröffentlichung «Falschinformationen» über den tödlichen Polizeieinsatz widerlegen, wie Polizeichef Jeff Davis sagt.

Bei dem Vorfall in der Nacht zum Mittwoch zog Olango, dessen Familie vor 25 Jahren aus Uganda in die USA geflohen war, nach Polizeiangaben einen «Gegenstand» aus der Tasche und richtete diesen wie eine Waffe auf die Beamten.

Die Polizisten eröffneten daraufhin das Feuer. Auf dem nun veröffentlichten Handy-Video sind vier Schüsse zu hören.

Später stellte sich heraus, dass es sich bei dem Objekt, das Olango in der Hand hatte, lediglich um eine E-Zigarette handelte. Eine Schusswaffe hatte er nicht bei sich.

Foto: AP

Proteste, mehrere Festnahmen

Nach dem Vorfall kam es in El Cajon zu Protesten, die zunächst friedlich verliefen. Am Donnerstag besetzten die Demonstranten eine Strassenkreuzung und bewarfen Autos und Polizisten mit Steinen und Glasflaschen. Die Polizei setzte Tränengas ein, es gab mehrere Festnahmen.

DARF NICHT MEHR VERWENDET WERDEN
Foto: REUTERS

Die Polizei veröffentlichte die Videoaufnahmen, um die Situation aufzuklären und «die Bedenken der Öffentlichkeit hoffentlich zu zerstreuen«, wie Polizeichef Davis sagt. Er verspricht «transparente» Ermittlungen zu dem Fall. Die beteiligten Polizisten, die beide mehr als 20 Dienstjahre hinter sich haben, wurden für die Dauer der Ermittlungen beurlaubt.

Zusammenbruch nach dem Tod eines Freundes

Olangos Schwester hatte die Polizei am Dienstagabend gerufen, weil ihr Bruder ziellos durch den Strassenverkehr irrte. Wie seine Mutter Pamela Benge sagt, hatte der 38-Jährige nach dem Tod eines Freundes einen Zusammenbruch erlitten, psychisch krank sei er aber nicht gewesen. Sie beschrieb ihren Sohn als «guten, reizenden jungen Mann».

Der Tod von Schwarzen durch Polizeigewalt hat in den vergangenen Jahren quer durch die USA immer wieder wütende und teilweise gewalttätige Proteste ausgelöst. Zuletzt entfachte der Tod des 43-jährigen Keith Lamont Scott in Charlotte im Bundesstaat North Carolina gewalttätige Proteste. (SDA/noo)

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