Er raste am 19. Dezember 2016 am Berliner Weihnachtsmarkt mit dem LKW in eine Menschenmenge, tötete 12 Menschen und verletzte 48. Wenige Tage später wurde Attentäter Anis Amri (24) aus Tunesien in Mailand erschossen.
Ausgerechnet ein Mitarbeiter der deutschen Sicherheitsbehörden hatte den Attentäter im Februar 2016 nach Berlin gefahren, wie der «Spiegel» vor zwei Wochen berichtet hatte. Jetzt wird klar: Dabei handelt es sich um einen Verbindungs-Mann mit dem Tarnnamen Murat, Geheimname VP-01, der wichtigste Informant der deutschen Sicherheitsbehörden in der Terror-Szene. Er warnt die deutsche Polizei immer wieder vor geplanten IS-Anschlägen und Attentaten.
Verbindungsmann in Islamisten-Szene eingeschleust
Seit 2002 arbeitete er für das Landeskriminalamt, erst verdeckt in der organisierten Kriminalität. Dort liess er Waffenhändler, Drogenschmuggler und Banden auffliegen, schreibt «Bild». Weil er nicht trank und keine Drogen nahm, wurde er 2013 als Verbindungsmann mit falschen Papieren in die Islamisten-Szene eingeschleust. Jetzt fürchten er und seine Familie um ihr Leben.
Denn VP-01 hatte sich 2015 über den Kontakt von Hassprediger Abu Walaa Anis Amri angenähert, bis dieser sich ihm gegenüber als Selbstmord-Attentäter anbot. Im Keller des Hasspredigers schmiedet Anis Pläne, will mit Lasterwagen voll Sprengstoff oder Benzin in Menschenmengen rasen und Polizeiwachen mit Handgranaten oder Waffen mit Schalldämpfern angreifen.
Die Behörden glaubten ihm nicht
2016 fährt VP-01 Amri nach Berlin. Dort fragt der Tunesier den verdeckten Ermittler nach einer Waffe. Trotz dieser offensichtlichen Bedrohung hat dies keine Konsequenzen für Amri. Noch schlimmer: Das Bundeskriminalamt glaubt VP-01 nicht, behauptet, er sehe Gespenster - obwohl er über jahrelange Erfahrung verfügte. Beim Anschlag kamen schliesslich 12 Menschen ums Leben.
Weil dank VP-01 im August 2016 das Hassprediger-Netzwerk ausgehoben wird, setzen die Islamisten ein Kopfgeld auf ihn aus. Hassprediger Abu Walaa ordnet seine «Brüder» per Audiobotschaft an, dass «ein abtrünniger Spion unter uns war». Dem Netzwerk wird klar, dass der Spion VP-01 war. 200 Euro werden pro Stich auf VP-01 ausgesetzt.
Ermittler lebt im Zeugenschutz
Den Terroranschlag in Berlin konnte VP-01 nicht verhindern. Er selbst fürchtet nun um sein Leben, lebt mit seiner Familie in einem Geheim-Versteck des Zeugenschutzes, wird rund um die Uhr bewacht, und hat Angst, entdeckt zu werden. (meg)