Weil er bei ihr bleiben sollte
Freundin fälscht Absage seiner Traum-Uni

Ein talentierter Musiker wird auf seinem Karriereweg zurückgeworfen, nachdem seine Freundin ihn brutal hintergeht. Weil der junge Mann seine Passion nicht aufgeben will, hat die Geschichte trotzdem ein Happy End.
Publiziert: 17.06.2018 um 21:22 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 22:20 Uhr
Eric Abramovitz wurde von seiner Ex gewaltig hintergangen, gewann aber am Ende auf der ganzen Linie.
Foto: Eric Abramovitz
Fabian Vogt

Im Frühling 2014 erlitt Eric Abramovitz die grösste Niederlage seines bisherigen Lebens: Der damals 20-Jährige war ein begeisterter Klarinetten-Spieler, dessen Talent ihm bereits zahlreiche Ehrungen eingebracht und in Kanada zu einer kleinen Berühmtheit gemacht hatte. Um sein Können zu verfeinern, wollte er am renommierten Colburn Konservatorium in Los Angeles ein Stipendium erhalten, um unter den Augen seines grossen Idols, Yehuda Gilad, studieren zu können.

Am Boden zerstört

Stundenlang übte Abramovitz jeden Tag für seinen Traum und wurde tatsächlich nach Los Angeles zum Vorspielen eingeladen. Eric gab alles – und das war seiner Meinung nach richtig gut. Mit dem Gefühl, einen gelungenen Auftritt hingelegt zu haben, wartete er zuhause auf die Entscheidung. Und dann kam dieser verhängnisvolle Tag im Frühjahr 2014, in Form einer von Gilad signierten Email, die ihm mitteilte, nicht für das Programm ausgewählt worden zu sein.

Abramovitz, der zum ersten Mal mit 7 Jahren zur Klarinette gegriffen und sie seither nicht mehr weggelegt hatte, war am Boden zerstört. Anstatt in LA seine Leidenschaft zu studieren, blieb er in Kanada und machte seinen Bachelor-Abschluss. Sein grosser Halt in dieser Zeit: Seine Freundin Jennifer Lee, die ihm Trost spendete und Mut machte. Auch sie spielte Klarinette und wusste, auf was ihr Freund alles verzichtet hatte, um diese Chance zu bekommen.

Zwei Jahre später der Schock

Doch Eric hoffte immer noch auf die Zulassung in Los Angeles, bewarb sich weiter auf das Stipendium. Alleine hätte er die 50'000 Dollar Studiengebühren für jedes der sieben Semester nie aufbringen können. Zwei Jahre später zahlten sich seine Bemühungen aus, erneut wurde er zum Vorspielen eingeladen.

Doch als er Gilad erneut gegenüberstand, brachte ihn die Reaktion seines Idols vollkommen aus der Fassung: «Ich erinnere mich an dich», habe ihm Gilad gesagt, erzählte Abramowitz gemäss der kanadischen Zeitung «The Star». «Was ich hier mache, fragte er mich. Ich hätte ja vor zwei Jahren nicht auf seine Einladung reagiert». Eric war baff. «Ich fragte ihn, wie er das meinte. Er habe ja schliesslich mich abgelehnt. So ging das hin und her. Es war sehr unangenehm.»

Das musste Jennifer gewesen sein

Erst Monate später erfuhr er den Grund. Ein anderer Schüler Gilads fragte ihn, warum er damals die Chance abgelehnt hatte. Eric wurde misstrauisch – und begann selbst nachzuforschen. Er suchte die alte Mail heraus und zeigte sie Gilad – der sie natürlich noch nie gesehen hatte. Nun war Eric so richtig verwirrt.

Sofort versuchte der ambitionierte Musiker, der Sache auf den Grund zu gehen. Dabei fand Abramovitz heraus, dass er tatsächlich bereits vor zwei Jahren akzeptiert wurde, doch das entscheidende Mail ihn nie erreichte, weil sie jemand aus seinem Posteingang gelöscht hatte. Zuerst verdächtigte er Hacker, doch ein Freund machte ihn darauf aufmerksam, dass vermutlich jemand dahintersteckte, den er ganz gut kenne: Jennifer Lee, mit der er mittlerweile rund ein Jahr nicht mehr zusammen war.

Ex-Freundin mauert

Doch zu der Zeit als die E-Mail kam, hätte sie ohne grossen Aufwand Zugang zu seinem Computer erlangen können, die beiden lebten zusammen und kannten die Passwörter des jeweils anderen. Abramovitz konnte das nicht glauben, weitere Recherchen ergaben allerdings relativ schnell, dass sie tatsächlich nicht nur seine Einladung gelöscht, sondern auch die gefälschte Ablehnungs-Email geschrieben hatte. «Das war nicht nur ein Stich in den Rücken, sondern einer ins Herz», sagte der 24-Jährige. 

Bis heute weiss Abramovitz nicht, weshalb Lee das getan hat. Er vermutet, dass sie eifersüchtig war oder nicht wollte, dass er wegzieht. Seine Bemühungen, Lee zu kontaktieren, waren kaum von Erfolg gekrönt. Sie sagte zuerst, nichts mit dem Vorfall zu tun zu haben und blockierte ihn anschliessend überall.

Viel Geld und eine Zusage

Also verklagte er seine Ex, und weil sie auch auf die Bemühungen des Gerichts nicht reagierte, wurde sie in Abwesenheit automatisch für schuldig befunden. Sie muss Abramovitz nun 350'000 Dollar zahlen, wegen «massiven Vertrauensbruchs» und «verabscheuenswürdiger Einmischung in die Karriere von Mr. Abramovitz», wie ein Richter diese Woche urteilte. 

Für Abramovitz hatte die Geschichte trotzdem ein Happy End: Beim zweiten Versuch nahm ihn Gilad als Student auf, dieses Mal akzeptierte Abramovitz. Mittlerweile spielt er beim Toronto Symphony Orchestra als Klarinettist und hat auch eine neue Liebesbeziehung begonnen. «Eine gesündere», wie er sagt. 

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?