Er hätte sie am liebsten auf direktem Weg ins Gefängnis gesteckt, doch nun hat Matteo Salvini (46) bald selber eine Klage am Hals. Es ist das jüngste Kapitel im Duell zwischen dem italienischen Innenminister und der Rettungsschiff-Kapitänin Carola Rackete.
Die 31-jährige Deutsche will den Politiker für seine Hasstiraden in den Sozialen Medien mit einer Verleumdungsklage zur Rechenschaft ziehen. In den Augen von Rackete stachelt Salvini über Kanäle wie Facebook und Twitter die Menschen bewusst zu Hass an.
Rackete – Das Feindbild von Salvini
«In den Worten von Matteo Salvini gibt es abgrundtiefe Gefühle von Hass, Verunglimpfung, Delegitimierung bis hin zu leibhaftiger Entmenschlichung», lautet die Begründung von Rackete. Bei der Staatsanwaltschaft in Rom will sie darum die Klage einreichen.
Tatsächlich war Salvini gerade in den letzten Tagen wenig zimperlich, wenn es um die Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer geht. Er verteufelt die privaten Rettungsorganisationen, die in den Gewässern nach in Seenot geratenen Menschen suchen. Es verwundert darum nicht, dass Carola Rackete zum grossen Feindbild des Politikers geworden ist.
«Piratin», «Gesetzlose», «potenzielle Mörderin»
Noch bevor Rackete mit ihrem Schiff Sea-Watch 3 und den Flüchtlingen an Bord überhaupt in den Hafen von Lampedusa (I) eingefahren war, hatte Salvini scharf gegen die Deutsche geschossen und sie als Naivling abgestempelt. Er sah in ihr eine «Piratin», eine «Gesetzlose» und eine «potenzielle Mörderin», aber ganz sicher keine Retterin.
Ein Ziel der Klage von Rackete ist es, Matteo Salvini unter anderem von Facebook zu verbannen. Es ist die Lieblingsplattform des italienischen Innenministers. Dort muss er sich nicht mit kritischen Fragen von Journalisten oder politischen Gegnern herumschlagen, sondern kann seine eigenen Ansichten ungefiltert an mittlerweile fast 4 Millionen Abonnenten verbreiten.
Salvini ist selbst für Italien ein Novum
«Carola, die deutsche Kommunistin, will, dass meine Seite geschlossen wird. Jetzt mache ich mir aber Sorgen», schreibt Salvini ironisch – natürlich auf Facebook. In der dazugehörigen Videobotschaft dreht er den Spiess stattdessen um. «Ich bin es doch, der mittlerweile bereits unzählige Morddrohungen erhalten hat.»
Was Salvini hingegen nicht bestreiten kann: Der Ton in den Reaktionen zu Salvinis Beiträgen ist nicht selten vergiftet. Er provoziert mit seinem Stil, der selbst für die italienische Politik aussergewöhnlich aggressiv ist.
Gegen Rackete wird noch ermittelt
Dass eine solche Klage nicht gerade grosse Erfolgsaussichten hat, weiss Rackete. Doch wie ihr Anwalt Alessandro Gamberini am Donnerstag meinte, gehe es auch darum, ein Zeichen zu setzen.
Carola Rackete selber hat auch ohne die Klage gegen Salvini noch mit der italienischen Justiz zu tun. Zwar wurde ihr Hausarrest vom Gericht nach vier Tagen wieder aufgehoben. Gegen sie wird in Italien aber noch unter anderem wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung ermittelt.
Die Stadt Paris will den beiden deutschen «Sea-Watch»-Kapitäninnen Carola Rackete und Pia Klemp eine Ehrenmedaille verleihen. Damit wolle sie ihre Solidarität mit allen Frauen und Männern zeigen, die tagtäglich Flüchtlinge retteten, begründete die Pariser Stadtverwaltung ihre Entscheidung am Freitag.
Organisationen wie «Sea Watch» oder «SOS Méditerranée» «ehren und verpflichten uns angesichts der Trägheit der europäischen Regierungen», erklärte der Pariser Vize-Bürgermeister Patrick Klugman. Rackete und Klemp seien «Ikonen» in einem Kampf und «Trägerinnen europäischer Werte, an die zu glauben die Stadt Paris zum wiederholten Mal den gesamten Kontinent aufruft». (SDA)
Die Stadt Paris will den beiden deutschen «Sea-Watch»-Kapitäninnen Carola Rackete und Pia Klemp eine Ehrenmedaille verleihen. Damit wolle sie ihre Solidarität mit allen Frauen und Männern zeigen, die tagtäglich Flüchtlinge retteten, begründete die Pariser Stadtverwaltung ihre Entscheidung am Freitag.
Organisationen wie «Sea Watch» oder «SOS Méditerranée» «ehren und verpflichten uns angesichts der Trägheit der europäischen Regierungen», erklärte der Pariser Vize-Bürgermeister Patrick Klugman. Rackete und Klemp seien «Ikonen» in einem Kampf und «Trägerinnen europäischer Werte, an die zu glauben die Stadt Paris zum wiederholten Mal den gesamten Kontinent aufruft». (SDA)