Weil die Haselnüsse aus der Türkei kommen
Salvini boykottiert Nutella!

Für die Herstellung von Nutella verwendet der Produzent Ferrero offenbar türkische statt italienische Haselnüsse. Für Ex-Innenminister Matteo Salvini ist das ein Frevel. Und er lässt die Welt wissen: Er esse jetzt keine Nutella mehr.
Publiziert: 06.12.2019 um 14:56 Uhr
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Aktualisiert: 07.12.2020 um 16:19 Uhr
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Matteo Salvini will keine Nutella mehr essen, weil für die Herstellung türkische Haselnüsse verwendet werden.
Foto: keystone-sda.ch

Italien hat viele kulinarische Heiligtümer. Die Pasta, die Pizza, der Chianti – und Nutella! Der Brotaufstrich ist ein Exportschlager. Und so populär, dass selbst Politiker auf Facebook gerne Bilder von sich teilen, wenn sie ein Nutella-Brot verspeisen.

Das tat auch Matteo Salvini, Ex-Innenminister und Chef der rechten Partei Lega. Zuletzt am am 26. Dezember vergangenen Jahres, als er ein Foto von sich auf Twitter gepostet und dazu geschrieben hat: «Mein Santo Stefano beginnt mit Brot und Nutella, und deiner?»

Am Donnerstagabend hat aber ausgerechnet der patriotische Salvini die Liebe zu Nutella gekündigt. Und das nicht wegen des Palmöls. Während einer Kundgebung in Ravenna (Italien) beklagte er sich vielmehr darüber, dass der Produzent Ferrero beim berühmten Haselnussaufstrich auf türkische Haselnüsse setzt, und nicht auf italienische. Das berichtet der «Corriere della Sera».

«Weil ich lieber Unternehmen unterstütze, die italienische Produkte verwenden, esse ich zukünftig lieber Brot mit Salami und zwei Sardinen», sagte er. Zukünftig wolle er darum auf Nutella verzichten.

Kinder arbeiten für 17 Franken pro Tag

Hintergrund ist eine BBC-Umfrage, in welcher hervorgeht, dass rund drei Viertel aller Haselnüsse weltweit aus der Türkei stammen. Der grösste Abnehmer sei Nutella-Produzent Ferrero.

Mit dieser Umfrage wollte BBC aber nicht die Herkunft der Haselnüsse ins Rampenlicht rücken, sondern die Arbeitskräfte, die für die Haselnuss-Sammlung eingesetzt werden. «Dabei handelt es sich hauptsächlich um Migranten und Kinder. Sie arbeiten sehr lange und werden schlecht bezahlt», berichtet der britische Sender. Der Grundlohn für diese Arbeit liege bei umgerechnet rund 17 Schweizer Franken pro Tag.

Ferrero überwacht die Produktion

Da Ferrero selber an einer Vielzahl von Programmen zur Entwicklung von Anbautechniken in der Türkei beteiligt ist, nahm das Unternehmen gegenüber BBC Stellung dazu: «Wenn wir wüssten, dass ein Produkt das Ergebnis von unethischen Praktiken ist, würden wir es nicht verkaufen», sagte Bamsi Akin, Geschäftsführer der Ferrero Hazelnut Company in der Türkei.

«Mit Hilfe der Entwicklung von Bildungs- und Ausbildungsprogrammen versuchen wir, die Praktiken so gut es geht zu verbessern. Ausserdem haben wir die nötigen Werkzeuge, um die Produktion unserer Lieferanten zu überwachen», so der Geschäftsführer. Er fügt an: «Wir kommunizieren stets ehrlich mit den Verbrauchern.» (frk)

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