Mitternachtsmesse in der Basilika Sankt Peter
Papst ruft an Weihnachten zu selbstloser Mitmenschlichkeit auf

Papst Franziskus hat an Heiligabend vor Tausenden Gläubigen die traditionelle Mitternachtsmesse im Petersdom gefeiert. In seiner Predigt sagte das Kirchenoberhaupt, Weihnachten erinnere daran, «dass Gott fortfährt, jeden Menschen zu lieben, auch den schlimmsten».
Publiziert: 25.12.2019 um 03:45 Uhr
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Aktualisiert: 25.12.2019 um 03:47 Uhr
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Der Papst küsst das Kleinkind Jesus während der traditionellen Mitternachtsmesse zu Weihnachten im Vatikan.
Foto: Getty Images

Die Messe zur Erinnerung an die Geburt Christi vor zwei Jahrtausenden wurde live in mehreren Ländern und im Internet übertragen. Für den 83-jährigen Argentinier Jorge Mario Bergoglio war es die siebte Weihnacht als Oberhaupt der katholischen Weltkirche. Zweieinhalb Stunden vor Mitternacht zog er für die traditionelle Christmesse in die Basilika ein.

Gottes Liebe sei bedingungslos, sagte der Pontifex. «Du kannst falsche Vorstellungen haben, du kannst alles Mögliche angestellt haben, aber der Herr verzichtet nicht darauf, dich zu lieben.» Die Liebe Gottes befreie vom Bösen und verbreite Frieden und Freude, sagte Franziskus weiter. «Während hier auf Erden alles der Logik des Gebens um des Habens willen zu folgen scheint, kommt Gott gratis.»

Papst Franziskus rief die Menschen zu Weihnachten zudem zu selbstloser Mitmenschlichkeit auf. «Warten auch wir nicht darauf, dass der Nächste rechtschaffen wird, um ihm Gutes zu tun, dass die Kirche vollkommen sei, um sie zu lieben, dass die anderen dafür, dass wir ihnen dienen, uns achten. Fangen wir an», sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Dienstagabend in Rom.

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Bei sich selbst beginnen

Papst Franziskus rief obendrein in seiner Weihnachtsmesse die 1,3 Milliarden Katholiken dazu auf, sich durch die Verfehlungen der Kirche nicht der Liebe Gottes zu verweigern. Es gebe keine Entschuldigung, die Liebe Gottes nicht anzunehmen.

«Was auch immer falsch in unserem Leben läuft, was auch immer in der Kirche nicht gelingt (...) kann nicht länger als Entschuldigung dienen.» Die katholische Kirche ringt seit Jahren mit Skandalen sexueller Übergriffe von Priestern auf Minderjährige. Kritiker werfen dem Vatikan vor, die Missbrauchsfälle vertuscht und die Täter geschont zu haben.

Zudem verwies Franziskus auf die Veränderungen auch innerhalb der Kirche. «Wir verändern uns, die Kirche verändert sich, die Geschichte verändert sich, wenn wir anfangen, nicht die Anderen verändern zu wollen, sondern uns selbst», sagte er. «Warten auch wir nicht darauf, dass der Nächste rechtschaffen wird, um ihm Gutes zu tun, dass die Kirche vollkommen sei, um sie zu lieben, dass die anderen dafür, dass wir ihnen dienen, uns achten.»

«Urbi et Orbi»-Segen

Der argentinische Pontifex leitet die Weihnachtsfeierlichkeiten im Vatikan in diesem Jahr zum siebten Mal. Zur Weltlage äusserte sich der Papst nicht. Am Mittwoch wird das katholische Kirchenoberhaupt von der Loggia des Petersdoms aus seine Weihnachtsbotschaft an Gläubige in aller Welt senden und den Segen «Urbi et Orbi» (der Stadt und dem Erdkreis) spenden.

Auch im Heiligen Land wurde Weihnachten am Dienstag festlich begangen. Von Jerusalem fuhr ein Konvoi aus etwa 40 Fahrzeugen ins knapp zehn Kilometer entfernte Bethlehem im Westjordanland. Die Prozession wurde vom Leiter des katholischen Patriarchats im Heiligen Land, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, angeführt. Auf dem Krippenplatz in Bethlehem im Westjordanland wurde die Prozession feierlich empfangen.

Mitternachtsmesse auch in Bethlehem

Pizzaballa, ein italienischer Franziskaner, zelebrierte am Abend in Bethlehem die Mitternachtsmesse, zu der auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas erschien.

Laut dem Evangelisten Lukas wurde Jesus in Bethlehem geboren und in eine Krippe gelegt. Die Geburtskirche steht am vermuteten Ort. Jerusalem wiederum ist der Bibel zufolge der Ort von Kreuzigung und Auferstehung Jesu.

In seiner Predigt verglich Pizzaballa die Zeiten von damals und heute. «Lasst uns daran denken, dass die Zeit von Jesus nicht besser als unsere war. Damals gab es die Besetzung durch die Römer, es gab Herodes und es gab verschiedene Machtzentren», sagte er. «Alles in allem gesehen, hat sich der Mensch seitdem nicht viel geändert.» (kes/SDA)

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