Die deutsche Polizeigewerkschaft schlägt angesichts der Flüchtlingskrise Alarm. Neben Übergriffen durch Rechtsextreme auf Asylsuchende machen den Beamten auch Streitereien zwischen den Bewohnern der Notunterkünfte zu schaffen.
Jörg Radek, Vize-Chef der Gewerkschaft, zur deutschen Zeitung «Welt»: «Unsere Beamten werden vermehrt zu Auseinandersetzungen in Flüchtlingsheimen gerufen. Wenn da 4000 Menschen in einem Heim sind, das eigentlich nur 750 Plätze hat, dann führt diese Enge zu Aggressionen, wo selbst eine Winzigkeit wie der Gang zur Toilette zu einer Handgreiflichkeit führt.»
In einer Notunterkunft in Leipzig gingen dem Bericht zufolge am Freitag etwa 200 Flüchtlinge «mit Latten, Tischbeinen, Bettgestellen» aufeinander los. Der Auslöser: Man hatte sich nicht darauf einigen können, wer zuerst eine der wenigen Toiletten benutzen durfte. Die Polizei musste die Situation mit einem Grossaufgebot unter Kontrolle bringen.
Dem Polizeigewerkschafter zufolge würden sich die Flüchtlinge der unterschiedlichen Gruppierungen unter Ihresgleichen solidarisieren. Deshalb komme es vermehrt zu Massenschlägereien. Da reiche es nicht, wenn man einen einzelnen Streifenwagen hinschicke. Radek: «Da sind dann bis zu 21 Streifenwagen im Einsatz.»
Radek will Gewaltausbrüche zwischen verschiedenen Gruppierungen möglichst verhindern. «Eine getrennte Unterbringung auch nach den Religionen halte ich für absolut sinnvoll», sagt der Polizeigewerkschafter.
Im Bundesland Thüringen werden Flüchtlinge nach Herkunft getrennt untergebracht. Auch in Bayern wird darauf geachtet, die Verteilung «konfliktsensibel» zu gestalten. Landessozialministerin Emilia Müller: «Bei der Unterbringung von Asylbewerbern nehmen wir auch auf Ethnien und Religionen Rücksicht.»
Radek beklagt, dass in den vergangenen Jahren sowohl bei Bundes- wie auch Landespolizei beim Personal gespart wurde. «Wir müssten die 16’000 Stellen, die in den vergangenen Jahren abgebaut wurden, wieder zurückbekommen.» (noo)