Der Gründer des Messengerdienstes Telegram, Pawel Durow, ist Medienberichten zufolge in Frankreich festgenommen worden. Beamte nahmen den Russen am Samstagabend nach seiner Ankunft aus Aserbaidschan am Flughafen Le Bourget bei Paris fest. Durow, der in Frankreich gesucht wurde, kam in Polizeigewahrsam, wie die Sender TF1 und BFMTV unter Berufung auf Ermittlerkreise berichten.
Den Sendern zufolge wurde Durow in Frankreich gesucht, weil die Behörden Vorermittlungen gegen ihn eingeleitet hätten wegen des Verdachts, er habe sich durch fehlendes Eingreifen bei Telegram und unzureichende Kooperation mit den Ordnungskräften des Drogenhandels, Betrugs und Vergehen im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch mitschuldig gemacht. Laut TF1 könnte noch am Sonntag ein Ermittlungsverfahren gegen Durow eingeleitet werden.
Russische Botschaft will Situation klären
Mit Blick auf die Informationen zu Durows Festnahme habe die russische Botschaft in Frankreich sofort Schritte unternommen, die in einer solchen Situation notwendig seien, heisst es in einer von Tass verbreiteten Stellungnahme des Aussenministeriums. Man sei bemüht, die Situation zu klären, «obwohl die Vertreter des Geschäftsmanns keinen Antrag gestellt haben».
Telegram wurde von den Brüdern Nikolai und Pawel Durow gegründet, die bereits das Netzwerk Vk.com gegründet hatten, eine Art russisches Facebook. Es ist in Russland eines der wichtigsten Online-Netzwerke, das auch von vielen Behörden und Politikern zur Kommunikation genutzt wird.
Durows Verhältnis zur russischen Obrigkeit gilt als schwierig. Der Verkauf von Vk.com erfolgte unter Druck. Zuvor hatte er sich geweigert, Daten der Teilnehmer der Protestbewegung in der Ukraine gegen den damaligen Präsidenten Viktor Janukowitsch (74) an den russischen Geheimdienst weiterzugeben. Er selbst floh kurz darauf aus Russland.
Die Durow-Brüder versprechen, die Daten der Nutzerinnen und Nutzer von Telegram zu schützen. Den Telegram-Machern wird vorgeworfen, nicht konsequent genug gegen Hassrede und Gewaltaufrufe vorzugehen. Bei islamistischer Terrorpropaganda soll es westlichen und russischen Behörden gelungen sein, Telegram zu Löschaktionen zu bewegen.