Wegen Terror-Telefon
Wirbel um Schweizer Bergsteiger in Indien

Indische Medien berichteten heute, zwei Schweizer Top-Bergsteiger seien in der Kaschmir-Region verhaftet worden. Es handelt sich um ein Missverständnis.
Publiziert: 12.08.2016 um 19:57 Uhr
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Aktualisiert: 16.10.2018 um 14:38 Uhr
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Gemäss indischen Medien wurde der Berner Alpinist Stephan Siegrist in der Kaschmir-Region festgenommen. Dieses Foto zeigt, dass er bereits letztes Jahr in derselben Region unterwegs war.
Foto: Thomas Senf

Vor wenigen Tagen machte der Berner Stephan Siegrist (43) Schlagzeilen, als er auf dem Kilimandscharo auf einem Seil balancierte – ein Weltrekord auf 5700 Metern Höhe. Nun sorgte der Schweizer wieder für Medienaufmerksamkeit: Er soll zusammen mit dem Alpinisten Julian Zanker in Indien wegen der Benutzung eines unerlaubten Satellitentelefons verhaftet worden sein. Dies berichtete die Zeitung «Kashmir Life».

Recherchen zeigen nun: Alles halb so wild. Siegrist und Zanker schmorten nie in einer Zelle des indischen Militärs. «Sie wurden zwar befragt, da in der Region zuvor ein verdächtiges Signal registriert wurde», sagt Hans Ambühl, Siegrists Kontaktperson in der Schweiz, zu BLICK. Sie hätten dies jedoch verneint und auch kein solches Telefon bei sich gehabt.

Terror-Planung mit Satelliten-Telefonen

Kaschmir ist eine umstrittene Grenzregion, die sowohl von Indien, Pakistan und China beansprucht wird. Aus diesem Grund ist das Militär sehr präsent. Im indischen Teil der Region gibt es die IMF (Indian Mountain Federation), die Alpinisten Bewilligungen für Bergbesteigungen erteilt. Die IMF schreibt vor, dass Bergsteiger geeignete Kommunikationsmittel bei sich haben müssen. In dieser Region sind Satellitentelefone das einzig zuverlässige solche Mittel. Das Militär verbietet es jedoch aus Angst vor Terror. Vor Anschlägen wurden wiederholt solche Telefone benutzt.

Die IMF-Bewilligung sieht auch vor, dass sich Bergsteiger regelmässig bei der Polizei melden. Bei einem solchen Check-In habe man sie auch nach dem Satellitentelefon gefragt, so Hans Ambühl.

Die Kaschmir-Berge werden zurzeit wegen der Grenz-Spannungen kaum von Kletterern besucht. Die beiden Schweizer sind unter den Ersten, die dort Bergsteigen gehen. Auch diesmal haben sie die Erstbesteigung eines Gipfels in Angriff genommen – mit Erfolg.

Vorzeitiger Reise-Abbruch

Ihren Aufenthalt mussten Siegrist und Zanker jedoch vorzeitig abbrechen, weil ein befreundeter indischer Bergsteiger ausgerutscht ist und sich den Arm gebrochen hat. Auf dem Rückweg kam es auch zu der erwähnten Routine-Befragung.

Stephan Siegrist ist einer der prominentesten Bergsteiger der Schweiz. Für seinen neusten Streich spannte er zwischen zwei Felstürmen am Kilimandscharo eine 21 Meter lange Leine, etwa 150 Meter über dem Grund. Nur gesichert durch eine Schlinge balancierte er über das Band. Und brach den Höhen-Weltrekord des Ungaren Bence Kerekes, auch wenn es in diesem Sport keine offiziellen Bestenlisten gibt. 

Siegrist hat ausserdem den Eiger schon 29 Mal durchstiegen und dabei auch neue Routen geöffnet. Sein ebenfalls angeblich festgenommener Kletterpartner Julian Zanker ist zudem Basejumper und sorgte mit einem waghalsigen Sprung vom Wetterhorn für Aufsehen. (rey/pfc)

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