Wegen Syrien-Krieg!
Der Pflanzen-Tresor auf Spitzbergen wird geöffnet

Im atombombensicheren Bunker im Permafrost lagern Samen von 860'000 Pflanzenarten. Sie sind Sicherheitskopien unserer Nahrungsmittel.
Publiziert: 03.10.2015 um 22:22 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:16 Uhr
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Im Global Seed Vault auf Spitzbergen sind die Samen von Nutzpflanzen vor Krieg und Umweltkatastrophen geschützt.
Foto: National Geographic Image Collection/Alamy
Von Guido Felder

Fast alle Länder der Erde haben Samen ihrer wichtigsten Kulturpflanzen nach Spitzbergen gebracht. Zurzeit sind es Samen von 860'000 Arten, die auf der norwegischen Inselgruppe 120 Meter tief im Berg aufbewahrt werden.

Es hat Platz für 4,5 Millionen Proben mit je 500 Samen. Bei einem Krieg oder ­einer gewaltigen Naturkata­strophe soll man mit diesen ­Sicherheitskopien von Pflanzen die wichtigsten Nahrungsmittel neu anbauen können.

Der 2008 eröffnete Bunker auf den 2700 Einwohner zählenden Spitzbergen heisst Global Seed Vault. Im Englischen spricht man auch vom Doomsday Seed Vault, dem Welt­untergangs-Saat-Tresor.

Hier, 800 Kilometer vom Nordkap, dem nördlichsten Punkt Europas entfernt, herrscht Boden-permafrost. In den Lagerräumen ist es konstant minus 18 Grad kalt. Selbst ohne Strom könnten die Samen 200 Jahre überstehen.

Jetzt muss der bomben­sichere Bunker zum ersten Mal geöffnet werden: Das Internationale Zentrum für Agrarforschung in Trockengebieten (Icarda) will einen Teil seiner Samen zurückhaben, weil die eigene, regio­nale Samenbank in der syrischen Stadt Aleppo bedroht ist. Wegen des Krieges kann aus Aleppo kein Saatgut mehr an Züchter und Wissenschaftler weitergegeben werden, schreibt das Onlineportal N-tv.

Das Icarda fordert 130 seiner 325 Kisten mit 116'000 Proben zurück, um im Libanon und in Marokko neue Verteilzentren für Saatgut aufzubauen. Gefragt sind vor allem Weizen, Gerste und Kichererbse.

Durch die Rücksendung von Proben entsteht im Global Seed Vault zwar eine Lücke. Die Forscher vom Icarda wollen die Samen aber reproduzieren und wieder einlagern.

Der Nahrungstresor ist ein Projekt des unabhängigen Welttreuhandfonds für Kulturpflanzenvielfalt mit Sitz in Bonn (D). Die Vereinten Natio­nen sagen über den Bunker: «Es ist die ultimative Versicherungspolice für die Notver­sorgung der Welt.»

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