Wegen Streik
Lufthansa-Chef fliegt mit Air Berlin

Mit ihrem Rekordstreik haben die Flugbegleiter der Lufthansa ihren Chef zu einem seltenen Flugerlebnis gezwungen. Um von Berlin nach München zu fliegen, nahm Konzernchef Carsten Spohr am Mittwochabend eine Maschine des Konkurrenten Air Berlin.
Publiziert: 12.11.2015 um 11:53 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 22:06 Uhr
Carsten Spohr, Chef der Lufthansagroup zu der auch die Swiss gehört.
Foto: Reuters

Ein Lufthansa-Sprecher bestätigte am Donnerstag eine Information des «Handelsblatts». Spohr habe sich bei den Piloten für die Mitnahme bedankt und dann in Reihe 20 Platz genommen. «Das war ein sehr guter Sitz.»

Mittags hatte Spohr auf seinem Weg von Frankfurt nach Berlin noch auf einen der wenigen Lufthansa-Flüge zurückgreifen können, die trotz des längsten Streiks in der Firmengeschichte abheben konnten.

Nicht nur Spohr musste auf eine andere Airline wechseln. Am Donnerstag setzten die Flugbegleiter ihren Streik fort. Tag sechs wurde der bisher heftigste in dem Arbeitskonflikt: Die Lufthansa strich 933 Flüge gestrichen, 107'000 Passagiere sind betroffen.

Die Gewerkschaft Ufo hatte zum Streik auf Kurz-, Mittel- und Langstrecken aufgerufen. Seit Beginn des Ausstands am vergangenen Freitag musste die Airline bis einschliesslich Mittwoch mehr als 3700 Flüge absagen. Betroffen waren davon rund 443'000 Reisende.

In der Sache gibt es so gut wie keine Bewegung. Die Versuche des Konzerns, den längsten Ausstand in der Unternehmensgeschichte durch die Arbeitsgerichte stoppen zu lassen, blieben bislang folgenlos.

Arbeitsgerichte in Düsseldorf und Darmstadt wiesen Anträge auf einstweilige Verfügungen zurück, Ufo darf demnach bis einschliesslich Freitag weiter streiken.

Die Entscheidung in Düsseldorf will die Lufthansa nun vom dortigen Landesarbeitsgericht stoppen lassen. Sie habe Berufung eingelegt, sagte ein Sprecher. Dem Gericht zufolge soll die Verhandlung am Nachmittag um 15.30 Uhr beginnen.

Spohr bekräftigte seinen harten Kurs gegen die Gewerkschaften, denen in den Jahren zuvor zu häufig nachgegeben worden sei. Zugleich liess Spohr weitere Verhandlungsbereitschaft erkennen.

Der Chef der Flugbegleitergewerkschaft Ufo, Nicoley Baublies, rechnet allerdings nicht damit, dass es noch während des Streiks Verhandlungen geben könnte. Zu der am Dienstag von ihm ins Spiel gebrachten Schlichtung kam es nicht.

Nach Angaben des Lufthansa-Geschäftsleitungsmitglieds Bettina Volkens liegt der durch den Streik entstandene finanzielle Schaden für das Unternehmen «schon jetzt in einem deutlichen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich».

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