Der Bruder und der Neffe von Saudi-Arabiens König Salman ibn Abd al-Aziz (84) wurden laut dem «Wall Street Journal» am Freitagmorgen zu Hause von königlichen Wachen festgenommen. Prinz Ahmed bin Abdulasis al-Saud und Prinz Mohammed bin Najef werde ein Putsch zur Entmachtung des Königs und von Kronprinz Mohammed bin Salman zur Last gelegt. Für diesen Verrat droht ihnen die Todesstrafe.
Auch die «New York Times» berichtete über die Putschvorwürfe. Nach ihren Informationen wurde auch Prinz Najefs jüngerer Bruder Prinz Nawaf bin Najef, festgenommen worden. Die saudiarabischen Behörden nahmen auf Nachfrage zunächst keine Stellung zu den Berichten.
Stecken Machtpläne hinter den Festnahmen?
Mit den Festnahmen könnte Kronprinz Mohammed seine Macht als De-facto-Herrscher weiter ausbauen. In der Vergangenheit hat er bereits prominente Geistliche, Prinzen, Unternehmer und Aktivisten inhaftieren lassen.
Prinz Mohammed fühle sich gestärkt, sagte die Expertin Becca Wasser von der US-Denkfabrik Rand Corporation. Er habe schon «jede Bedrohung für seinen Aufstieg beseitigt und Kritiker seines Regimes ohne jedes Nachspiel ins Gefängnis gebracht oder ermordet». Die Festnahmen, über die nun berichtet werde, seien «ein weiterer Schritt, um seine Macht zu stützen und eine Botschaft an alle – inklusive die Königsfamilie –, sich ihm nicht in den Weg zu stellen».
Erdölpreis wegen Coronavirus im Keller
Saudi-Arabien hat derzeit mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Wegen der weltweiten Ausbreitung des neuartigen Coronavirus sind die Preise für Erdöl, der wichtigsten Einnahmequelle des Golfstaates, gefallen.
Zum Schutz vor der Epidemie setzte Saudi-Arabien die Umrah, die sogenannte kleine Pilgerfahrt, nach Mekka und Medina aus. Damit steht auch in Frage, ob die grosse muslimische Pilgerfahrt Hadsch Ende Juli stattfinden kann. Hadsch und Umrah bringen alljährlich Millionen Menschen nach Saudi-Arabien und sind somit eine wichtige Einnahmequelle für den Golfstaat. (SDA)